Kampf ums zahlende Publikum

CCH-Chefs warnen Elbphilharmonie vor Preisdumping bei Konzerten und Events. Beim Ausbau des Messegeländes im Karoviertel setzen sie auf Hamburgs wirtschaftliche Stärken und das Auslandsgeschäft. Im vergangenen Jahr Rekordumsatz

Das Congress Center Hamburg (CCH) sieht einem Wettbewerb mit der geplanten Elbphilharmonie gelassen entgegen – vorausgesetzt, deren Eintrittspreise werden nicht über Gebühr subventioniert. Probleme für das CCH ergäben sich nur, wenn die Hamburg-Musik, die Musikhalle und Elbphilharmonie gemeinsam managen soll, mit Billig-Preisen arbeite, sagte Bernd Aufderheide von der Hamburg Messe- und Congress-Gesellschaft (HMC) gestern vor der Presse. Zusammen mit seinem Co-Geschäftsführer Dietmar Aulich stellte er die Strategie der HMC vor. 2004 erzielte die Gesellschaft den zweithöchsten Umsatz ihrer Geschichte.

Das CCH hat im vergangenen Jahr 193 Kongresse und Tagungen mit 115.000 Teilnehmern ausgerichtet. Dazu kamen 128 „Events“ wie Konzerte, Bälle oder Shows mit 315.000 Besuchern – ein Segment, das die Kulturbehörde auch für die Hamburg-Musik ins Auge fasst. Die Behörde betrachtet das CCH zwar nicht als Konkurrenten. Die Größe der Säle bewegt sich jedoch in der gleichen Größenordnung: beim CCH flexibel zwischen 1.500 und 3.000 Plätzen, in der Elbphilharmonie bei 2.200 Plätzen im Großen und 450 bis 600 Plätzen im Kleinen Saal. Dass sich die Säle um dasselbe Publikum streiten, kann da leicht passieren, zumal Aufderheide verkündete: „Wir wollen mehr Events und internationale Stars.“

Einen Teil von ihnen hofft Aufderheide mit der neuen unterirdischen Halle anzuziehen, die bis Mitte 2006 ans CCH angebaut sein soll. Die Obergrenze für Konzerte dort wird bei 7.000 Besuchern liegen. Vor allem soll jedoch das Kerngeschäft, die Kongresse, von der neuen Halle profitieren. Sie bietet leicht zugängliche Nebenflächen für Aussteller, die die Kongresse begleiten und in den vergangenen Jahren zunehmend zu deren Finanzierung beigetragen haben.

25 Millionen Euro fließen bis 2006 in den Ausbau des CCH, weitere 308 Millionen Euro bis 2008 in den Ausbau der Messe. Die erste neue Messehalle ist an der Karolinenstraße bereits zu sehen. Bis zum Start der Gastronomie-Messe Internorga am 4. März soll sie fertig sein. Im Sommer soll auch das 1.000 Autos fassende Parkhaus an der Grabenstraße öffnen.

Wegen des Zweijahresrhythmusses einiger großer Messen schwanken die Umsätze stark: In geraden Jahren macht die HMC Gewinne, in ungeraden Verluste. Beider Größenordnung lag in den vergangenen Jahren bei vier Millionen Euro, wobei die Messe die Kongresse subventionierte. „Es gibt kein Kongressgebäude, das mit Gewinn arbeitet“, sagte Aufderheide. Der Gesamtumsatz der HMC lag 2004 bei zirka 55 Millionen Euro, damit 3,5 Millionen Euro höher als vor zwei Jahren und 1,1 Millionen Euro unter dem Rekord des Jahres 2000. Genaue Zahlen darüber, wie sich das im Ertrag niedergeschlagen hat, liegen noch nicht vor.

In den kommenden Jahren wollen sich Aulich und Aufderheide auf „Hamburgs Wirtschaftsschwerpunkte“ konzentrieren: maritime Industrie, Luftfahrt, Medizintechnik, Wissenschaft und Forschung, Erneuerbare Energien sowie Hotellerie und Gastronomie. Außerdem will die HMC verstärkt Aussteller und Besucher aus dem Ausland gewinnen und selbst Veranstaltungen im Ausland ausrichten.