Nicht verpassen!
: Theater in der Schule

„Die Konferenz“, Arte, 20.45 Uhr

Draußen braut sich ein Unwetter zusammen, drinnen müssen neun Lehrer unter dem Neonlicht des kargen Lehrerzimmer über das Schicksal ihres Schülers Viktor entscheiden. Der 18-Jährige soll seine Mitschülerin Tizia vergewaltigt haben – im Heizungskeller des Gymnasiums.

Regisseur Niki Stein entwickelt aus dieser Konstellation heraus ein beeindruckendes Dialogstück – quasi Theater im Fernsehen im Film mit starken Darstellern wie Senta Berger als Rektorin oder Nina Petri und Wotan Wilke Möhring unter den Lehrern. Die Runde steht unter Druck. Tizias Mutter droht, den Vorfall öffentlich zu machen, sollte Viktor nicht von der Schule verwiesen werden. Die Eltern des Jungen drohen mit einer Klage. Aber hat sich an jenem Abend überhaupt alles so zugetragen, wie Tizia es ihrer kleinen Schwester anvertraut haben soll? Für Viktor dürfte es nach einem Rauswurf schwierig werden, in einer neuen Schule noch mal Fuß zu fassen.

Doch vor allem für die Pädagogen selbst wird die Entscheidung zur persönlichen Offenbarung. Aus Sticheleien unter Kollegen werden im Laufe der Konferenz Beleidigungen, Bloßstellungen und Geständnisse. Die Figuren outen sich – als schwul, zerrüttetes Lehrerehepaar oder betrogen vom Ehemann. Über den Fall Viktor richten sie. Selbst bleiben sie gespalten zurück. JGR