DIE ERGEBNISSE DER NETZWERK-RECHERCHE-TAGUNG
: Frauen gibt’s genug, und Veronica Ferres ist kein Wal

SILKE BURMESTERberichtet stets mittwochs von der MEDIENFRONT.

Ja, liebe taz-Medienredaktion, ich stehe hier in Halle 14 auf dem Gelände des NDR in Hamburg-Lokstedt. Noch immer ist man damit beschäftigt, die Hinterlassenschaften der Netzwerk-Recherche-Tagung auszukehren.

Zwei Tage lang hatten sich Vertreter der Medien zusammengefunden, um über die aktuelle Situation des Journalismus zu debattieren. Die Lager sind gespalten. Auf den Podien diejenigen, die über Buy-out-Verträge, Entlassungen, Etablierung des unbezahlten, sogenannten Bürgerjournalismus und durch die systematische inhaltliche Eingliederung von Werbekunden in die Publikationen den Journalismus zugrunde richten. Vor den Podien diejenigen, deren Berufsbild verabschiedet wird.

Zu einem wirklichen Austausch kam es nicht. Die Akteure des Niedergangs profitieren von der schweigenden Masse, von der ein Großteil, so mein Eindruck, die weitreichende Dramatik der aktuellen Veränderungen noch gar nicht begriffen hat.

Unruhe hatte es bereits im Vorfeld gegeben, als klar wurde, dass kein hochrangiger CDU-Politiker bereit sein würde, sich der Debatte um den Einfluss der Politik auf die öffentlich-rechtlichen Sender zu stellen, die durch das Gebaren Roland Kochs initiiert wurde. Und auch die Veranstaltung „Streit um Agenturen“, bei der es um die Folgen des Verzichts auf Nachrichtenagenturen ging, musste ohne ihren Hauptakteur auskommen. Die WAZ-Gruppe sponsert zwar die Tagung, kniff aber, als es zur Diskussion um Qualitätsverlust und Info-Klau kam. Anerkennung erntete hingegen Manfred Weber vom Bundesverband deutscher Banken, dem diesjährigen Preisträger der Verschlossenen Auster. Als einer der wenigen in der siebenjährigen Geschichte des Preises erschien er, um die Negativ-Auszeichnung entgegenzunehmen und in seiner Rede Fehler einzugestehen. Sind ja nicht ganz blöd, die Banken …

Einen internen Kriegsschauplatz hatten die Frauen mit ihrer Frage „Warum sind wir so wenige?“ eröffnet. Eine Frage, die ins Leere zu führen scheint, denn in Anbetracht der etwa 50 Prozent weiblichen Tagungsbesucher wurde deutlich: So wenige sind sie gar nicht. Sie sind nur zu dumm, sich den Platz zu nehmen, der ihnen zusteht. Was wiederum die Besetzung der Panels verdeutlichte, bei denen von etwa 210 Personen 45 weiblich waren, wovon 25 Auftritte auf die der Moderation entfielen.

Auch an Gossip wurde nicht gespart. Über den Zeitpunkt von Kuno Haberbuschs Abschied bei „Zapp“ und seinen Nachfolger wurde viel spekuliert. Soeben bestätigten mir ranghohe Mitarbeiter des Senders, dass Steffen Eßbach, bislang Redaktionsleiter des Wirtschaftsmagazins Markt, die Leitung im Juli übernehmen wird.

Übrigens, auch das war zu hören, Veronica Ferres wird in der Produktion von Nico Hofmanns „Der Gesang der Wale“ nicht den Wal spielen. Vielmehr wolle sie das Repertoire ihrer Rollen erweitern. Ob das heißt, dass sie die Hauptrolle, Libby Bass, eine unerschrockene Kämpferin für das Gute, spielen wird, war nicht zu erfahren.

Damit zurück nach Berlin.