Vorletzter Platz für Berlin – aber das macht nichts

Das Bildungs-Ranking der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) steht in der Kritik. Nationaler Bildungsbericht in Arbeit

Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) hat Ende November 2004 – kurz vor der Veröffentlichung der neuesten Pisa-Studie – erstmalig ein Ranking vorgestellt, das die Bildungssysteme der 16 Bundesländer vergleicht. Den so genannten Bildungsmonitor, erstellte ein zehnköpfiges Expertenteam des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft im Auftrag der arbeitgebernahen INSM.

Darin wurden unter anderen Ergebnisse aus der ersten Pisa-Studie und der Grundschulstudie Iglu berücksichtigt, desweiteren Daten über den Betreuungsschlüssel in Kindergärten, über Klassengröße in Schulen, den Ausländeranteil unter Studenten sowie über Abbrecherquote von der Vorschule bis zur Universität. Im Ranking belegen Berlin und Bremen die letzten Plätze, Bayern und Baden-Württemberg schneiden am besten ab. Nach der Statistik kann Berlin lediglich mit seinen Hochschulen punkten. Im Bundesländerranking kommt die Hauptstadt im Hochschulbereich auf den 6. Platz. Weit abgeschlagen liegt Berlin dagegen beim Vergleich allgemeinbildender Schulen und berufliche Bildung (Rang 14 und 16). Die Berliner Vor- und Grundschulen rangierten im Mittelfeld (Rang 9).

An Berlin kritisierten die Autoren der Studie vor allem den geringen Stellenwert, den die Bildung bei öffentlichen Ausgaben einnimmt, lobten aber, dass der Anteil der Schüler in gebundenen Ganztagsschulen der Sekundarstufe I so hoch wie kaum in einem anderen Bundesland ist. Noch in diesem Jahr will die INSM den nächsten Bildungsmonitor herausbringen.

Mit der Studie „könnten die Reformmotoren unter den Bundesländern identifiziert werden – und die Reformbremser“, heißt es forsch im Vorwort. Eckhard Klieme vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) in Frankfurt am Main äußerte sich skeptisch darüber, ob solche Ergebnisse wie die des Bildungsmonitors politische Schlussfolgerungen zuließen. Er bezweifelt, dass momentan für Deutschland überhaupt hinreichende Daten zur Verfügung stehen, die es erlauben, Indikatoren zur Evaluierung der Bildungsqualität bundesweit festzulegen.

Genau diese Lücke will das DIPF schließen. Seit Herbst 2004 arbeitet das Institut im Auftrag der Kultusministerkonferenz und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung an einem Nationalen Bildungsbericht, der im Frühjahr 2006 fertig gestellt werden soll. Ein ausgesprochen langwieriger Prozess hierbei sei es, sagt Eckhard Klieme, in Zusammenarbeit mit statistischen Ämtern, Forschungsinstituten und Bildungsexperten systematisch ein Paket von Indikatoren zu erarbeiten, damit eine Vergleichbarkeit der Bildungsqualität auf nationaler Ebene möglich wird.

VERENA MÖRATH