„Die Mauer kann weg“

CHRONIK Im Juni fallen die ersten Grenzzäune

2. Juni 1989, Ostberlin: Das DDR-Außenministerium erklärt das Ergebnis der Kommunalwahl vom 7. Mai für korrekt.

3./4. Juni 1989, Peking, Warschau: Auf dem Platz des Himmlischen Friedens werden die friedlichen Proteste der Demokratiebewegung in China von der Armee blutig niedergeschlagen. Tausende Menschen werden bei dem Tiananmen-Massaker getötet. Bei den Wahlen in Polen müssen die Kommunisten eine schwere Niederlage einstecken. Solidarność dagegen gewinnt.

5. Juni 1989, Ostberlin: 1. Berliner Umwelttag in Ostteil der Stadt. Teilnehmer der Öko- und Demokratiebewegung erklären: „Im nächsten Jahr soll ein gemeinsamer Umwelttag in Westberlin stattfinden.“ Nach Protesten gegen das Tiananmen-Massaker werden 16 Bürgerrechtler festgenommen.

7. Juni 1989, Ostberlin: Die Stasi löst zwei Demonstrationen gegen die Wahlfälschungen vom 7. Mai gewaltsam auf, rund 120 Menschen werden festgenommen.

8. Juni 1989, Ostberlin: Protestveranstaltung mit 1.500 Teilnehmern in der Gethsemanekirche gegen den Wahlbetrug. Die Volkskammer wertet das Pekinger Blutbad als „Niederschlagung der Konterrevolution“.

12. bis 15. Juni 1989, Bonn: Michail Gorbatschow besucht die Bundesrepublik und erklärt, dass alle Völker „das eigene politische und soziale System frei wählen können“. Zum Abschluss seines Besuchs sagt Gorbatschow: „Die Mauer kann wieder verschwinden, wenn die Voraussetzungen entfallen, die sie hervorgebracht haben.“

13. Juni 1989, Ostberlin, Budapest: DDR-Volksbildungsministerin Margot Honecker erklärt, die Jugend müsse notfalls „mit der Waffe in der Hand“ zum Kämpfen bereit sein. In Ungarn beginnen Regierungspartei und Opposition, am runden Tisch über freie Wahlen zu verhandeln.

16./17. Juni 1989, Westberlin: Die taz zieht von der Wattstraße um in die Kochstraße.

20. Juni 1989, Ostberlin, Westberlin: Der Regierende Bürgermeister Walter Momper trifft sich mit Erich Honecker, sie vereinbaren Reiseerleichterungen für Westberliner. Ein Treffen mit DDR-Oppositionellen findet nicht statt.

21. Juni 1989, Ostberlin: 25 Oppositionsgruppen kritisieren die „Ignoranz“ der DDR-Führung gegenüber dem Massaker in China und die „generelle Ablehnung der Demokratisierungsbestrebungen“.

22. Juni 1989, Westberlin: Der „Polenmarkt“ an der Stabi – ein beliebter Ost-West-Kleinhandel mit Krakauer Würsten und Porzellan – wird verboten. Verstöße werden mit unbefristeter Ausweisung geahndet.

27. Juni 1989, Wien, Budapest: Die ungarischen und österreichischen Außenminister Gyula Horn und Alois Mock schneiden in einem symbolischen Akt ein Loch in den Stacheldrahtzaun an der Grenze bei Sopron. Grenzkontrollen bleiben zwar bestehen, der Flüchtlingsstrom aus der DDR nach Ungarn verstärkt sich.

28. Juli 1989, Moskau: Honecker besucht die Sowjetunion und wird von Gorbatschow zu Reformen gedrängt. ROLA