Forschung bereichert den Salat mit Blumen

LANGE NACHT Wissenschaftler empfehlen, Begonien und Gänseblümchen nicht nur optisch zu genießen

■  Unis und Forschungseinrichtungen laden am Samstag zur Langen Nacht der Wissenschaften. Das gesamte Programm steht unter www.langenachtderwissenschaft.de. Eine winzige Auswahl steht hier:

■ Tanz der Elemente: Während der Teilchenbeschleuniger LHC in Genf stillsteht, nähern sich Berliner Physiker dem Urknall. Präsentationen an der Humboldt-Universität Berlin, Institut für Physik

■ Bitte melde dich! Mit selbst gebauten Geräten nehmen Studierende Verbindung zu anderen Kontinenten auf. Demonstration im TU-Hauptgebäude, Aufgang zum Dach.

■ Wo geht’s denn zum Kuhdamm? Die Klink für Klauentiere präsentiert eine Reise in das Innere einer Kuh. Demonstration der FU Berlin, Campus für Veterinärmedizin.

Heide Hoffmann ist auf den Geschmack gekommen. „Begonien schmecken schön knackig, Gänseblümchen nach Nüssen und in kandierter Form sogar nach Marzipan“, hat die Wissenschaftlerin an der Landwirtschaftlich-Ökologischen Fakultät herausgefunden. Gemeinsam mit sechs Studierenden wird sie am Samstag die farbenprächtigen Blüten zur Langen Nacht der Wissenschaften reichen. Erlebnishungrige Besucher sind eingeladen, Teil eines interdisziplinären Studienprojektes der Humbold-Universität zu werden.

Hoffmann hat die Initiative zur Erforschung essbarer Blumen ins Leben gerufen und leitet die derzeit laufenden Studien. Ihr erklärtes Ziel ist, Anbau, Vermarktungswege und Verbraucherakzeptanz von Pflanzen zu analysieren. Dabei konzentrieren sich ihre Untersuchungen auf den Raum Berlin. Die Hauptstadt als künftiger Absatzmarkt eignet sich besonders gut, weil „es hier die Klientel für eine gehobene Gastronomie gibt“, erklärt Projektteilnehmer Thomas Splettstößer.

Eine erste Umfrage wurde bereits Anfang Januar auf der Grünen Woche durchgeführt. Dabei kam heraus, dass die Besucher über Blüten als Nahrung gut informiert sind und sie zum Teil schon im Haushalt einsetzen. Im Sommer soll die Befragung weitergehen. Dann werden die Studierenden gezielt die Einstellung von Händlern und Gastronomen untersuchen, um einen Überblick über Chancen und Risiken der Produktion einzuschätzen.

Mehr als nur Tischdeko

Noch werden die Blüten vor allem in Spitzenrestaurants als Dekoration eingesetzt. Aber Hoffmann ist überzeugt, dass Rosen, Gänseblümchen und Wegwarte mehr können: „Essbare Blüten stehen einem herkömmlichen Salat in nichts nach, die Inhaltsstoffe können sogar vitaminreicher sein als bei manchem Gemüse.“

Das blühende Forschungsprojekt ist nur eines von über 260 Themen, die sich im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaft in Berlin und Potsdam einem großen Publikum vorstellen. Dabei nutzt Hoffmann das populärwissenschaftliche Forum, Forschung „dem Laien verständlich zu machen, ohne dass es dem Fachmann graut“. Im Anschluss an die Wissenschaftsnacht widmet sich das Expertenteam den noch ungeklärten Fragen, wie Blüten ökologisch gelagert und transportiert werden können – dann aber wieder hinter verschlossenen Türen.

Trotz der guten Nachrichten gilt: Nicht jede Pflanze ist essbar. Fingerhut und Christrosen bleiben auch in Zukunft giftig.

ANNE SIEGMUND