Multikulti macht reich

DIVERSITY MANAGEMENT Eine heterogene Mitarbeiterschaft kann vorteilhaft sein. Ein EU-Projekt zeigt, wie

Das Erfolgsrezept der Apotheke am Hamburger Hauptbahnhof ist Vielfalt. Ihre 40 MitarbeiterInnen sprechen 15 Fremdsprachen. 80 Prozent der Kunden reisen eigens aus anderen Stadtteilen und dem Umland an, weil sie hier eine Chance haben, in ihrer Muttersprache beraten zu werden: kurdisch, arabisch, togolesisch. Das beschert der Internationalen Apotheke einen Umsatz, der sie unter die 500 größten Deutschlands einreiht.

Für Susanne Dreas von der Beratungsfirma KWB Management ist die Apotheke ein Paradebeispiel für „Diversity Management“ – dem bewussten Umgang mit der menschlichen Vielfalt. Dreas arbeitet an einem neuen Projekt der Hamburger Qualifizierungs- und Vermittlungsfirma „Einfal“ mit: dem „Diversity-Netzwerk“. Vom Europäischen Sozialfonds und dem Senat finanziert, soll es die Chancen von Frauen, Migranten, Homosexuellen, Behinderten und religiösen Menschen in der Wirtschaft verbessern.

Zu dem Konzept gehört der organisierte Erfahrungsaustausch unter den Firmen und eine kostenlose Beratung für kleine und mittelgroße Unternehmen. Was dabei herauskommen könnte, demonstriert Einfal-Geschäftsführer Hartmut Eckert am Beispiel einer selbständigen Designerin, die an einem Vorläuferprojekt teilgenommen hat: „Am Anfang erwirtschaftete sie einen Gewinn in Höhe des Arbeitslosengeldes II“, sagt Eckert. Durch die Beratung habe sie erkannt, dass sie systematisch Kunden ansprechen müsste. Sie konzentrierte sich auf Schwule – und jetzt läuft der Laden.

Um das Talent der Jugendlichen aus Einwandererfamilien nicht zu verschleudern, hat die lokale Drogeriekette Budnikowsky einen besonderen Einstellungstest entwickelt. Der Test verbessert die Chancen dieser Jugendlichen, indem er auf sie zugeschnittene Fragen stellt und die Deutschkenntnisse schwächer wertet als andere Faktoren.

Unternehmen profitieren auch bei der Produktentwicklung oder den Beziehungen zu Geschäftspartnern vom Wissen ihrer ausländischen Mitarbeiter. Eine aus China stammende Hotelfachkraft wird es vermeiden, eine chinesische Delegation im vierten Stock einzuquartieren: Die Vier gilt in China als Unglückszahl. GERNOT KNÖDLER