KURZ EMPFOHLEN
: Sinn in Form

Die altehrwürdige und ziemlich lange ziemlich langweilige Kulturzeitschrift Sinn und Form genießt gerade viel Aufmerksamkeit. Das liegt an dem in der aktuellen Ausgabe abgedruckten kurzen, aber wirklich interessanten Briefwechsel zwischen Ernst Jünger und Gershom Scholem – ein paar Briefe haben sie in den Siebzigerjahren gewechselt, dabei Themen wie Krieg, Holocaust, Exil, Walter Benjamin und die verfehlte Schöpfung berührt; von dem guten Literaturwissenschaftler Detlev Schöttker ist das alles sorgfältig bearbeitet und eingeführt. Das key word ist Ernst Jünger. Unter Jungintellektuellen kann man sich Distinktionsgewinne verschaffen, wenn man sich als Kenner des einst als Reaktionär verschrienen Autors inszeniert. Fast noch interessanter sind aber zwei andere Aufsätze. Konrad Kellen, einst Sekretär Thomas Manns in Kalifornien, erinnert sich an den Zauberer – ein schöner Einblick in den Tagesablauf des Großschriftstellers. Und Harry Lehmann analysiert großartig die Poetik von Ingo Schulze. So steht die Gegenwart der Literatur in Sinn und Form nicht außen vor. DRK

Sinn und Form, Mai/Juni 2009, 9 €