Still, aber nicht heimlich

Positiv-Nachricht per Kunst: Das Staatliche Museum in Schwerin präsentiert das Gesamtwerk des Rembrandt-Zeitgenossen Carel Fabritius und macht damit Medienkarriere in den Feuilletons

von Klaus Irler

Draußen, vor den Eingangstoren des Staatlichen Museums Schwerin, fahren die Straßenbahnen das Konterfei von Carel Fabritius spazieren. Die Stadtmarketing Gesellschaft macht Reiseangebote mit Fabritius-Pauschale. Und was den Schwerinern wirklich gut tut ist die Zeile „Stille Sensation in Schwerin.“ Zu lesen im Feuilletion der Zeit, die genauso wie der Tagesspiegel und die Welt umfangreich über die Ausstellung berichtet.

Es hat also mal wieder funktioniert, über die Kunst Positiv-Nachrichten aus dem strukturschwachen Schwerin zu generieren. Dabei ist der Maler Carel Fabritius kein Publikumsmagnet wie ein Van Gogh, sondern ein eher unbekannter ehemaliger Kollege von Rembrandt, geboren 1622 in der Nähe von Amsterdam, gestorben 1654 in Delft. Zu seinen Lebzeiten kannte man Fabritius noch gut, danach wurde es schwierg. Das Staatliche Museum Schwerin zeigt nun Fabritius‘ gesamtes Oeuvre, vierzehn Werke insgesamt, geholt aus Los Angeles und Moskau und London. Die Zeit bejubelt Fabritius als „‘gleichauf‘ mit Rembrandt.“

Für das Staatliche Museum Schwerin ist derartige Resonanz nichts gänzlich neues – mit Marcel Duchamp zum Beispiel profilierte man sich, oder auch mit Picasso. Aber Highlights sind im Staatlichen Museum die Ausnahme. Was einerseits am Geld liegt: „Die Infrastruktur kommt an ihre Grenzen“, sagt Museumsdirektorin Kornelia von Berswordt-Wallrabe. Klar ist außerdem: Die Fabritius-Ausstellung wurde nur möglich durch Sponsoren- und Stiftungsgelder. „Wir haben dank dieser Gelder diesmal auch einen Werbeetat“, sagt die Direktorin. Bei Ausstellungen, die das Museum aus eigener Kraft finanziert, gibt es den nicht.

Andererseits fehlt für größere Ausstellungen in Schwerin das Engagement der Bürger. Von Berswordt-Wallrabe dignostiziert eine gewisse Erschöpfung des potentiellen Publikums im Osten, eine Erschöpfung, die „dazu führt, dass man zu Hause sitzt.“ Seit der Wende sei „ständiges Handeln“ in Sachen Existenzsicherung nötig geworden, da „tritt keine Muse mehr ein.“ Mit der Fabrititus-Ausstellung möchte die Direktorin nun erreichen, „dass die eigenen Leute ihr eigenes Museum mit Impetus besuchen.“

Wobei bei den Besucherzahlen Bescheidenheit herrscht in Schwerin. Während die Kunsthalle Emden ihre Munch-Ausstellung mit Verweis auf über 120.000 Besucher als „sensationell“ feiert, sagt von Berswordt-Wallrabe: „Die Besucherzahlen sind für uns nicht wichtig.“ Ihr gehe es um den Ruf des Hauses als einen Ort, der den Besuch lohnt. Außerdem „geht es um die Forschung: Mir ist wichtig, dass wir nicht nur Ausstellungen mit großen Namen machen.“

20.000 Besucher haben die Schweriner für Fabritius anvisiert. Allein am Wochenende kamen 2.000. Aber die „Wartezeit vor den Kassen hält sich in Grenzen“, sagt die Direktorin. Und die Pressesprecherin meint: „Insgesamt werden es vielleicht sogar mehr als 20.000.“