Literarisch präsent

Leser von „Der Schwarm“ kennen Erwin Suess. Jetzt geht der Nestor der Methanhydrat-Szene in den Ruhestand

Ganz gelassen auf sein Werk darf er zurückblicken, Professor Erwin Suess vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-Geomar) in Kiel, wenn er am morgigen Donnerstag in den Ruhestand verabschiedet wird. Immerhin steht der Mann seit Monaten ganz oben in den Bestseller-Listen, und das ist nun nicht gerade vielen Wissenschaftlern vergönnt. Gut: Bei dem Verkaufshit in den Buchhandlungen handelt es sich nicht direkt um ein wissenschaftliches Standardwerk. Kein Sachbuch, sondern ein Erfolg in der Sparte Belletristik. Denn der Meeresgeologe Erwin Suess spielt eine Rolle in dem Bestseller-Roman „Der Schwarm“ von Frank Schätzing.

Damit hat der Kieler Professor wie sein Bremer Kollege Gerhard Bohrmann den Eingang in die Kunst geschafft, die ja doch ein wenig Ewigkeit verspricht. Der Kölner Autor dankte ihm „für eine sonnenbeschienene Mittagspause in der Tiefsee und für literarische Präsenz“. Unter seinem Namen ist Suess mit einer Nebenrolle in dem Ökothriller in der Tiefsee bedacht, mit dem Schätzing ein Fachgebiet popularisierte, das Suess als real existierender Wissenschaftler erforschte. Für seine außerordentlichen Leistungen hat Erwin Suess dafür im vergangenen Jahr die Gustav-Steinmann-Medaille erhalten, die höchste Auszeichnung für einen Geologen.

Suess gilt als Begründer der marinen Gashydratforschung in Deutschland. Er fand heraus, wie das Methanhydrat am Meeresboden entsteht. Als mögliche Energiequelle der Zukunft wird das „brennende Eis“ gehandelt, die allerdings – von Schätzing in „Der Schwarm“ eindrucksvoll beschrieben – auch mit den komplizierten biologischen und geologischen Prozessen im Sediment so genannter Subduktionszonen Risiken birgt: weil die Vorgänge in diesen Zonen in engem Zusammenhang mit Seebeben und Hang-Rutschungen unter Wasser stehen, die Tsunamis zur Folge haben können.

Mit einem Ehrenkolloquium wird Professor Erwin Suess am Donnerstag verabschiedet. Wirklich Ruhestand heißt das für ihn noch nicht: Als geschäftsführender Direktor leitet er weiterhin das Konsortium Deutsche Meeresforschung in Berlin. TM