TOGOS PUTSCHISTEN GEHÖREN SELBST WEGGEPUTSCHT
: Gutes Militär, schlechtes Militär

Nicht jeder Militärputsch in Afrika ist von Übel. Immer wieder kommt es vor, dass junge ungeduldige Soldaten sich an die Spitze einer sozialen Unzufriedenheit gegenüber einem verknöcherten Regime stellen und dann einfach per Coup Fakten schaffen, womit das Land einen lang überfälligen Reformschub einleiten kann. Westafrikas Demokratisierungswelle in den 90er-Jahren begann mit einem solchen Umsturz, in Mali 1991.

Was jetzt in Togo geschieht, ist allerdings das genaue Gegenteil. Mit der Bestimmung des Diktatorensohns Faure Gnassingbe zum Nachfolger des verstorbenen Gewaltherrschers Gnassingbe Eyadema durch das Militär soll eine Demokratisierung Togos nicht befördert, sondern verhindert werden. Die alte Garde setzt sich durch. Der Eyadema-Sohn soll bis zum nächsten regulären Wahltermin 2008 im Amt bleiben – lange genug, um sich als neuer Landesvater im alten Stil zu festigen.

Von einer „Schande für Afrika“ spricht die westafrikanische Regionalorganisation Ecowas (Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft), die schon öfter in ihren Mitgliedstaaten militärisch eingegriffen hat. Andere afrikanische Präsidenten verlangen Sanktionen. Es wäre nun die Aufgabe der Europäer und Afrikaner gemeinsam, in Togo die Kräfte zu finden, die mit einem Putsch in die Gegenrichtung den Erhalt des Eyadema-Systems brechen könnten.

Die entscheidende Rolle kommt dabei der alten Kolonialmacht Frankreich zu, die in Togo Elitesoldaten stationiert hat. Wieso haben die nicht eingegriffen und dafür gesorgt, dass der im benachbarten Benin festsitzende rechtmäßige Nachfolger Eyademas, Parlamentspräsident Ouattara, ins Land reisen kann und die Macht übernimmt, um freie Wahlen zu organisieren, wie es bisher die togoische Verfassung vorsah? Vieles spricht dafür, dass mafiöse Interessen aus Frankreich, für die Eyadema immer ein zentraler Partner war, unter der Hand den Putsch der alten Garde stabilisieren wollen. Wenn dies zutrifft und die EU dabei ein Auge zudrückt, wird sie in Afrika ihren guten Ruf schnell verspielen. DOMINIC JOHNSON