Dissidentin auf Auslandsreise

Ich habe einen Hin- und Rückflug gebucht“, sagte die kubanische Dissidentin Hilda Molina, die am Sonntag in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires landete. Am Samstag hatte die kubanische Regierung der 66-jährigen Ärztin die Reisegenehmigung erteilt, auf die sie 15 Jahre gewartet hatte. In Argentinien wurde sie sehnsüchtig erwartet. Von ihren Sohn Roberto Quiñone, den Enkelkindern und ihrer 90-jährigen kranken Mutter, Hilda Morejón. Diese hatte 2008 den Pass und die Ausreiseerlaubnis aus Kuba erhalten.

1994 hatte die Familie mit der Revolution gebrochen. Sohn Roberto hatte die Karibikinsel in Richtung Argentinien verlassen und die argentinischen Staatsangehörigkeit angenommen. Hilda Molina legte ihr Amt als Leiterin des internationalen Zentrums für Neurologie (Ciren) nieder. Sie gab ihren Parlamentssitz zurück und trat aus der Kommunistischen Partei aus. Nach der parteioffiziellen Version wurde sie von Fidel Castro ihres Amtes enthoben, weil sie sich das Zentrum aneignen wollte.

Die Neurochirurgin hatte das Ciren 1989 mitgegründet. Ihr Rücktritt erfolgte wegen „politischer und ethischer Differenzen“. Die medizinische Praxis des Zentrums sei mit ihren katholischen Glauben nicht mehr vereinbar, so die Ärztin.

1996 gab sie dem kubanischen Gesundheitsministerium alle Ehrungen zurück, die sie als Ärztin erhalten hatte. Als eine Erklärung für die Ausreiseverweigerung führte Hilda Molina ihr medizinisches Wissen und die Kenntnisse über die Arbeit in dem Zentrum an. Zweimal hatte der frühere argentinische Präsident Néstor Kirchner seinen kubanischen Amtskollegen Fidel Castro um die Ausreiseerlaubnis und die Familienzusammenführung für Hilda Molina gebeten. Mittlerweile hat Raúl Castro das Amt des Staatschefs übernommen. Den hatte Argentiniens Präsidentin Cristina Kirchner auf der Karibikinsel im Januar 2009 besucht. JÜRGEN VOGT