Fracht ist Macht

Deutsche und französische Bahn einigen sich

Deutsch-französische Güter haben Vorfahrt: Hartmut Mehdorn, Generaldirektor der Deutschen Bahn, und sein französischer Kollege bei der SNCF, Louis Gallois, haben gestern in Köln eine Vereinbarung über den Güterverkehr unterzeichnet. Obwohl Frankreich der erste wirtschaftliche Partner Deutschlands ist, steht er bei der Bahn nur an fünfter Stelle. Die beiden Bahnchefs hatten sich schon 2002 geeinigt, das gelieferte Gütervolumen in fünf Jahren zu verdoppeln und den Zeitaufwand zwischen den Güterbahnhöfen auf die Hälfte zu reduzieren. Das Ziel sei, sagte Mehdorn, „der Airbus der Fracht“ zu werden.

Die Partnerschaft zwischen den Zugkonzernen ist schon älter. 2000 wurde ein länderübergreifendes Ausbildungsprogramm für Bahnpersonal eingeführt. Ein Projekt von gemeinsamen Diensten in den Linien Richtung Spanien soll bald folgen, sogar ein gemeinsamer Aktienkauf des polnischen Unternehmens PK steht an. Pendelzüge für Güter fahren schon seit 2002 zwischen Woippy im Elsass und Mannheim und seit 2004 zwischen Sibelin (in der Nähe von Lyon) und Köln-Gremberg, auf der so genannten Polen-Spanien Achse. Im selben Jahr hatten sich Mehdorn und Gallois gegen Brüssel zusammen geschlossen. Sie protestierten gegen die Liberalisierung der europäischen Bahnnetze und drohten damit, ihre Preise zu erhöhen.

Jetzt gibt es noch immer technische Schwierigkeiten. Die Infrastrukturen müssen beidseitig verbessert werden: Unter anderen benutzen die beiden Konzerne nicht den selben Strom und Eisenbahnsignale.

Später als die Güter können sich deutsch-französischen Reisenden freuen: Bis 2007 wird der Ost-Europa-Schnellzug TGV Paris mit Luxemburg, der Schweiz und Deutschland verbinden und so dem privaten Thalys Konkurrenz machen. Und bis 2010 soll ein weiterer Hochgeschwindigkeitszug auf die europäischen Gleise gesetzt werden.

HÉLÈNE WANYOU