Autobombe in Madrid

42 leicht Verletzte bei Explosion. Vorherige telefonische Warnung eines anonymen Anrufers im Namen der ETA

MADRID taz ■ Es blieb bei einem Schreck. Nur wenige Stunden bevor Spaniens König Juan Carlos I. in Anwesenheit des mexikanischen Präsidenten Vicente Fox die Kunstmesse Arco in Madrid einweihte, explodierte eine Autobombe nur 500 Meter vom Ausstellungsgelände entfernt. Um 8.55 Uhr ging ein Anruf bei der baskischen Tageszeitung Gara ein. Der anonyme Anrufer warnte im Namen der baskischen Separatistenorganisation ETA vor dem Sprengsatz. Nur eine halbe Stunde später explodierte ein geparkter Renault 19 auf der Zufahrtsstraße zum Messegelände. Das Fahrzeug enthielt nach Polizeiangaben 20 bis 30 Kilogramm Sprengstoff. Die Polizei hatte vor der Explosion mehrere Bürogebäude evakuiert und das Gebiet im Osten Madrids weiträumig abgesperrt. Dennoch wurden 42 Personen leicht verletzt.

Das gestrige Attentat war der erste Anschlag mit einer Autobombe in Madrid seit drei Jahren. ETA hatte in den vergangenen Monaten immer wieder darauf gesetzt, Sachschaden anzurichten, jedoch Personenschäden zu vermeiden, und rechtzeitig vor den Sprengsätzen gewarnt. Im Dezember explodierten mehrere kleine Bomben an Tankstellen auf den Ausfallstraßen Madrids, vor einem Monat eine Autobombe in einer Villensiedlung im baskischen Getxo. Und vor einer Woche explodierte ein Sprengsatz in einem Hotel im Mittelmeerbadeort Denia.

In den letzten Monaten wurden Gerüchte laut, wonach ETA schon bald einen Waffenstillstand ausrufen könnte. Arnaldo Otegi, der Sprecher von Batasuna, dem politischen Arm der bewaffneten Separatisten, spricht von einer politischen Lösung. ETA könnte mit den Anschlägen versuchen, trotz zunehmender Fahndungserfolge noch einmal Stärke zu beweisen.

Innenminister José Antonio Alonso bekräftigte erneut „die absolute Entschlossenheit“, der spanischen Regierung im Kampf gegen ETA. In der Nacht vor dem Anschlag von Madrid wurden im Baskenland, der Provinz Navarra, der Mittelmeerstadt Valencia und im südspanischen Cádiz 14 Personen verhaftet. Es handle sich um so genannte „legale Mitglieder von ETA“. Sie sollten Anschlagsziele ausspionieren, neue Untergrundkämpfer rekrutieren und den logistischen Apparat aufrechterhalten.

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