VORMERKEN
: Musikalische Spurensuche beim „Shared Sounds“-Festival im Radialsystem

Die beim Italiener servierten Spaghetti kommen ursprünglich aus China, während dafür das Wiener Schnitzel wahrscheinlich „alla milanese“ in Italien erfunden wurde, und das beliebteste Gericht Großbritanniens heißt „Chicken Tikka Masala“. Völker wandern und wandeln sich, sie nehmen fremde Angewohnheiten an und lassen anderswo Spuren zurück. Beim Essen, in der Literatur, in der Musik. Auf der Suche nach Überbleibseln und Einflüssen der arabischen auf die zeitgenössische Musik Europas macht man sich ab morgigen Donnerstag beim „Shared Sounds“-Festival im Radialsystem. Vier Tage lang präsentieren Künstler aus Norwegen, Frankreich, der Schweiz, Libanon und dem Iran Musik, die Jazz, Weltmusik und Klassik zu einer neuen Kammermusik verbindet. In Improvisationen probieren sie aus, was zusammenpasst und was nicht und ob Genrebezeichnungen sinnvoll sind oder überflüssig. Zum Festivalauftakt verbindet der norwegische Pianist John Balke in seinem Siwan-Projekt barocke Elemente mit orientalischen Arabesken. Am Freitag ist unter anderem die Avantgardemusikerin Frances-Marie Uitti zu hören, die ihr Cello mit zwei Bögen spielt, und zum Abschluss am Sonntag der tunesische Oud-Meister Anouar Brahem, der auch als der Jimi Hendrix der orientalischen Kurzhalslaute bezeichnet wird. Neben den Konzerten finden rund um das Festival Workshops und Diskussionen statt. LY

■ Shared Sounds: Radialsystem, Holzmarktstr. 33. 18.–21. Juni, Karten 22/14 €. www.radialsystem.de