Auf Wolke Österreich 09

Kulturhauptstadt-Sog: Der Oldenburger Staatstheater-Intendant Rainer Mennicken wechselt nach Linz

Am Landestheater im österreichischen Linz denkt man voraus: „Finden Sie die Theaterostereier!“, heißt es auf der Homepage. Suchen soll man sie im Spielplan, und wenn dort etwa neben dem Thomas-Bernhard-Stück „Heldenplatz“ ein Ei-Logo prangt, gibt‘s Ermäßigung. Der Hinweis stammt aus dem Januar.

In etwa zeitgleich hat man hinter den Kulissen ein wesentlich dickeres Brett gebohrt: Rainer Mennicken, Generalintendant des Oldenburgischen Staatstheaters, wird 2006 als neuer Intendant des Landestheaters nach Linz gehen. Beerben wird er Michael Klügl, der als Intendant an die Staatsoper Hannover wechselt.

Niedersachsens Kulturminister Lutz Stratmann möchte sich nun „umgehend“ auf die Suche nach einer Nachfolge für Mennicken machen. Stratmann: „Wir werden keine Experimente zulassen, das Konzept von Mennicken hat sich bewährt.“

Warum aber geht Mennicken? Weil Linz eine „größere Herausforderung ist“, sagt der 54-Jährige. 22 Sänger statt 12, 110 MusikerInnen statt 68 – „damit lässt sich künstlerisch eine größere Dichte herstellen“.

Außerdem gehe es Mennicken um „die Chance, eine Entwicklung mitzugestalten“. Denn Linz wird im Jahr 2009 den Titel tragen, den Bremen, Braunschweig und Lübeck im Jahr 2010 gerne hätten: Linz wird „Europäische Kulturhauptstadt“ – mit 99,9 prozentiger Wahrscheinlichkeit, sagt der Kulturdirektor des Landes Oberösterreich, Reinhard Mattes. Noch fehlt die offizielle Zusage aus Brüssel, aber Linz hat als konkurrenzlose Bewerberin ausnehmend gute Karten.

Für Mennicken habe gesprochen, so Kulturdirektor Mattes, dass „er nicht mit Brüchen und Revolutionen operiert“, sondern unter seiner Intendanz „ein organisches Weiterwachsen“ des Landestheater-Potenzials zu erwarten sei. Schließlich bekommt das Landestheater 2009 mit dem Musiktheater eine neue Spielstätte, ferner ist mit einer Anhebung des Landestheater-Etats zu rechnen.

Das alles sind Dinge, die Mennicken aus Oldenburg gar nicht kennt. Um 347.000 Euro wurde der Etat des Oldenburgischen Staatstheaters gekürzt, Einbußen, die Mennicken zum Teil durch eine Steigerung der Besucherzahlen auffangen konnte. Dabei setzte er auf künstlerische Kooperationen in Stadt und Region mit dem Ziel, das Theater „nahbarer“ zu machen. „2001 haben wir erstmal die Fenster des Theaters mit Wolken bemalt, um Durchlässigkeit zu signalisieren“, so Mennicken. „Der Wahlspruch war: ‚Alles offen‘.“

Klaus Irler