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TANIA MARTINI LEUCHTEN DER MENSCHHEITVon produktiven Verbrechen

Das ist wegen der Krise, kommentiert der Händler seine Bücherauslage zum Thema Angst. Ich greife zum „Angst“-Buch (Aufbau 2009) von Klaus-Jürgen Grün. Er ist Philosoph für Manager. Ideologieproduzent par excellence. Grün lobpreist den Gestaltungswillen von Managern als Mittel zur Angstreduktion. Aha. Jedoch: das Finanzkapital habe die Produktion des Wohlstands durch Arbeit ins Abseits gedrängt. Statt Manager einer Moral zu unterwerfen, sollte uns klar werden, dass nur produktive Arbeit die Quelle von Wohlstand sein könne. Das Finanzkapital als ungesunder Parasit eines sauberen Kapitalismus, Herr Grün? So einfach ist das nicht. Das Finanzkapital steht im Zentrum des gegenwärtigen Kapitalismus. Und die Unterscheidung in produktive und nichtproduktive Arbeit ist obsolet: immaterielle Arbeit ist Hauptquelle des Reichtums.

Wie das überhaupt sein kann, zeigt eine schöne Abschweifung von Marx: „Ein Verbrecher produziert Verbrechen. Betrachtet man den Zusammenhang dieses Produktionszweigs mit dem Ganzen der Gesellschaft, so wird man von vielen Vorurteilen zurückkommen. Der Verbrecher produziert nicht nur Verbrechen, sondern auch das Kriminalrecht und damit den Professor, der Vorlesungen über das Kriminalrecht hält, und zudem das unvermeidliche Kompendium, worin dieser selbe Professor seine Vorträge als „Ware“ auf den Markt wirft. Damit tritt Vermehrung des Nationalreichtums ein […] Der Verbrecher produziert einen Eindruck, teils moralisch, teils tragisch und leistet so der Bewegung der moralischen und ästhetischen Gefühle des Publikums einen „Dienst“ […] Er produziert […] auch Kunst, Romane und sogar Tragödien […], ferner die ganze Polizei und Kriminaljustiz, Schergen, Richter, Henker usw.“

Das ist nebenbei eine schöne Erklärung dafür, weshalb auch die Verbrechen der Manager Quelle des Reichtums sind.

■ Die Autorin ist taz-Kulturredakteurin Foto: privat

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