UTA GENSICHEN ÜBER DIE SCIENTOLOGY-WERBEAKTION
: Lernen, kritisch zu sein

fördert unhinterfragtes Ja-Sagen

Scientology ist weniger eine Religionsgemeinschaft, als vielmehr eine intransparente Vereinigung von vielen, die sich von wenigen das Geld aus der Tasche ziehen lassen. Der Verfassungsschutz weist schon lange auf die totalitären Tendenzen hin, die sich in den Schriften der Scientologen ablesen lassen.

Vom Verfassungsschutz beobachtet zu werden, heißt aber nicht zwangsläufig, eine Gefahr für die Demokratie zu sein. Solange Scientology hierzulande ihre so genannten Lehren verbreiten darf, können Kritiker zwar vor den Gefahren warnen – verbieten können sie die Auseinandersetzung mit Scientology dennoch nicht. Die eigentliche Frage bleibt demnach: Warum sollen sich Schüler nicht mit den Texten des amerikanischen Science-Fiction-Autors L. Ron Hubbard beschäftigen?

Schüler wohlwollend von verfassungsfeindlichen Gedanken fernzuhalten,

Scientology hat nicht ganz Unrecht, wenn sie sagt, das trage zur freien Meinungsbildung bei. Wie sonst sollen junge Menschen zu Verfechtern der Demokratie werden, wenn sie die Argumente der Gegner nicht kennen? Natürlich dürften Lehrer solcherlei Literatur nicht unkommentiert stehen lassen. Schüler müssen kritisches Denken erst lernen. Sie wohlwollend von verfassungsfeindlichen Gedanken fernzuhalten, fördert nicht die Urteilsfähigkeit, sondern unhinterfragtes Ja-Sagen. Und nichts schadet der Demokratie mehr als das.