„Paradies auf Zeit“

Compagnie „Image Aiguë“ holt die Welt auf die Bretter – in Gestalt von Kindern aus europäischen Städten. Auch aus Bremen. Montag ist Premiere

bremen taz ■ „Connections sind alles“, freut sich Dagmar von Blacha vom Senator für Kultur. Zumindest sei es doch mal wieder für Bremen typisch, dass über jene ein so spannendes interkulturelles Theaterprojekt wie „Addio Mamma“ – das am kommenden Montag in der Schwankhalle Deutschlandpremiere feiert – den Weg in die Stadt gefunden habe. Die „Connection“ war in diesem Falle die ehemalige Leiterin des Institutes Francais, Daniela Vom Scheidt, die nach Palermo ging und dort auf Christiane Véricel aus Lyon traf, die Direktorin der französischen Theatercompagnie „Image Aiguë“.

„Ich bewundere diese Truppe schon seit gut zehn Jahren“, erklärt von Blacha ihre Begeisterung. Christiane Véricel holt SchauspielerInnen unterschiedlichen Alters und verschiedener Nationalitäten auf eine Bühne, auf der sie in ihrer jeweiligen Muttersprache sprechen. Da herrscht ein babylonisches Sprachengewirr, das über Mittel wie Tanz, Musik und Körperausdruck zu einer Einheit verschmolzen wird. Jede SchauspielerIn behält aber ihre ganz eigene Persönlichkeit und Kultur.

Mit Unterstützung aus dem EU-Programm „Kultur 2000“ werden Stücke realisiert, an denen Kinder und Jugendliche (zwischen 7 bis 24 Jahre) aus verschiedenen europäischen Partnerstädten mitwirken. So eine Stadt ist Palermo und seit Ende 2003 auch Bremen. Auf Anregung von Daniela Vom Scheidt.

Was bedeutet das im Detail? „Jede Partnerstadt schießt dem Projekt jährlich 20.000 Euro zu“, so von Blacha. Die kommen hier aus dem Kulturressort. Damit werden unter anderem die Reisekosten der am Theaterprojekt beteiligten Kinder gedeckt. Bei „Addio Mamma“ spielen jugendliche Schauspieler aus Italien (Palermo), Bulgarien (Plovdiv), Frankreich (Lyon), Belgien (Antwerpen), den Niederlanden (Amsterdam) – und natürlich aus Bremen. Kontakt zum Theater bekamen die heute zehn- bis elfjährigen Kinder schon 2003, als Christiane Véricel in zwei Bremer Schulen – IGS am Leibnizplatz und Schule an der Landskronaer Straße – Workshops anbot. Die talentiertesten SchülerInnen gehören nun zum Team.

„Wir verstehen uns als eine Art künstlerische Agenten“, beschreibt der französische Projektmanager Nicolas Bertrand sich und seine Compagnie-Kollegen. Die schauspielernden Kinder werden zu einer Art Bindeglied und Vermittler für das jeweilige Land und die Stadt, aus der sie stammen. Die meisten Kids auf der Bühne sind übrigens Einwandererkinder. Bertrand: „Wir haben viele Farben auf der Bühne.“ Sehr gezielt gingen die Theatermacher in sozial schwache Milieus. Dort lebten oft Migrantenfamilien unterschiedlichster Nationalitäten und Kulturen, die miteinander zurecht kommen müssten. Ein von dort ausgewähltes Kind könne mitunter ein ganzes Stadtviertel stärken und aufwerten. Die Themen der Theaterstücke handeln von Macht, Unterdrückung, Gewalt, Überfluss, Hunger, Krieg – so auch in „Addio Mamma“. Konflikte, die allerdings mit Humor gelöst würden. Und im Theater ein „Paradies auf Zeit“ schaffen, betont Nicolas Bertrand. dab

Termine: 21. und 22. Februar um 20 Uhr in der Schwankhalle, Buntentorsteinweg