Neue Reisefreiheit

Die indisch-pakistanische Annäherung führt erstmals zur Öffnung der Grenzen in der umstrittenen Kaschmir-Region

DELHI taz ■ Mit spontanen Feuerwerken ist in Kaschmir die Nachricht aufgenommen worden, dass ab dem 7. April ein Bus zwischen den Hauptstädten des indischen und pakistanischen Teils, Srinagar und Muzaffarabad, verkehren wird. In Dörfern und Städten diskutierten Menschen in den Basaren erregt über die Möglichkeit, bald Verwandte von jenseits der Waffenstillstandslinie begrüßen zu können, die sie zum Teil seit über 50 Jahren nicht mehr gesehen haben.

Erstmals waren sich Politiker aller Couleur einig, dass dies ein wichtiger Schritt sei in der Annäherung Indiens und Pakistans. Ihm würden hoffentlich bald weitere folgen, meinte die indische Regierungspolitikerin Mehbooba Mufti. Politiker der sezessionistischen Hurriyat-Konferenz erklärten, die Öffnung der Grenzbäume bestätige ihre Haltung, dass eine Annäherung beider Länder nur durch eine Annäherung der Kaschmirer auf beiden Seiten möglich sei.

Am Mittwoch hatten nach einem Treffen des indischen Außenministers Natwar Singh mit Pakistans Militärmachthaber Pervez Musharraf in Islamabad beide Seiten die Busverbindung bekannt gegeben. Die 170-Kilometer-Route bleibt vorläufig für Angehörige beider Länder reserviert. Auch die bereits bestehende Verbindung zwischen Delhi und Lahore wird ausgeweitet. Und im August soll die jahrzehntelang stillgelegte Eisenbahnstrecke durch die Wüste von Rajasthan wieder hergestellt sein.

Singh und sein pakistanischer Amtskollege K. M. Kasuri ebneten den Weg bei weiteren Initiativen. So sollen im März Verhandlungen über den Bau einer Erdgasleitung durch pakistanisches Territorium von Iran nach Indien beginnen. Den laufenden Expertengesprächen über vertrauensbildende Maßnahmen bei Raketentests, nuklearen Unfällen und zur Verhinderung von Zwischenfällen in den Grenzgewässern wurden Fristen zur erfolgreichen Beendigung gesetzt.

Die Einigung auf die neue Busverbindung erfolgte nach mühsamen Verhandlungen. Für Indien ist der pakistanische Teil Kaschmirs praktisch Ausland. Daher insistierte Delhi auf Pässen und Visa als Reisedokumenten. Pakistan dagegen geht davon aus, dass der indische Teil Kaschmirs eigentlich ihm gehört. Kaschmirer bräuchten daher keine Dokumente, während sie für Menschen aus dem restlichen Indien unbedingt nötig sind. Ein Kompromiss sollte der Gegenseite keinen völkerrechtlichen Präzedenzfall verschaffen. So einigten sich beide auf die Ausstellung gesonderter Bewilligungen für alle Bürger beider Länder, die damit volle Bewegungsfreiheit in Kaschmir bekommen. BERNARD IMHASLY