Schwuler Einsatz für Steffenhagen

Die Kölner Polizei gerät wegen schwulenfeindlicher und rechtsextremer Äußerungen ins Visier der Staatsanwaltschaft. Schwul-lesbische Gruppen fordern von der Polizei eine bessere Zusammenarbeit

VON ISABEL FANNRICH

Wegen möglicher schwulenfeindlicher und rechtsextremer Vorfälle bei der Kölner Polizei soll jetzt die Staatsanwaltschaft ermitteln. Anlass sind zwei Leserbriefe von Kölner Polizistinnen vom März und Juni 2004 auf der Internetseite der „Vereinigung lesbischer und schwuler Polizeibediensteter“ in NRW. Wie erst jetzt bekannt wurde, sollen sich Kollegen beider Frauen diskriminierend über Homosexuelle geäußert haben. Eine Beamtin berichtete außerdem, es seien „Marschlieder aus dem Dritten Reich angesungen“ worden.

Das „Schwule Überfalltelefon Köln“ hat die Briefe in seinem „Anti-Gewalt-Report 2004“ Mitte Januar als „besorgniserregende Berichte“ veröffentlicht. In dem Report wird eine weitere Verschlechterung „im Verhältnis von schwuler Anti-Gewalt-Arbeit und Kölner Polizei“ beklagt. Man habe sich jedoch nicht an die Polizei gewendet, da man sich nicht als politische Gruppierung verstehe, sondern Opferarbeit mache, so Mitarbeiter Frank Pohl.

Erst das „wissenschaftlich-humanitäre komitee rheinland“ (whk), eine bundesweite Vereinigung der homosexuellen Szene, forderte den Kölner Polizeipräsidenten Klaus Steffenhagen zur Untersuchung der Vorfälle auf. Aus einem der taz vorliegenden Schreiben des Polizeipräsidiums an das whk vom 14. Februar geht hervor, dass der Vorgang zur Prüfung der „strafrechtlich relevanten Vorwürfe gegen Kölner Polizeibeamte“ an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet wurde.

Die Vereinigung lesbischer und schwuler Polizeibediensteter hat die betreffenden Leserbriefe in einem Bericht „über Sprachgebrauch und Toleranz in der Polizei“ kommentiert. Sie berichtet über eine „neue Masche“ vor allem junger Polizisten, ihrem Ärger etwa über schlecht gelaufene Einsätze in diskriminierenden Äußerungen Luft zu machen: „So nehmen Ausdrücke wie ‚so‘n schwuler Einsatz‘ oder ‚schwule Scheiße‘ zu.“ Auch in einem der Leserbriefe heißt es: „Eigentlich ist in der gesamten Dienststelle die Benutzung ‚schwul‘ im negativen Sinne an der Tagesordnung. Ich höre das jeden Tag mehrmals und auf Einsätzen ist es noch schlimmer.“

Eine angehende Polizeibeamtin, die im Sommer 2004 ihr Praktikum in den Kölner Kriminalkommissariaten gemacht hat, schreibt: „Welches Gedankengut dort (ausgerechnet in Köln) herrscht, hat mich doch arg schockiert. Da wird davon geschwärmt, dass man die Schwulen damals vom ‚Timp‘ bis in die Wache geprügelt hat, da Schwulsein ja ein Straftatbestand war. Dass alle Schwulen widerlich seien, und es doch unglaublich sei, dass es so was wie den CSD überhaupt geben kann.“ Sie selber fühle sich als Lesbe von Kollegen diskriminiert.