„Es war auch Glück dabei“

GUT GEWIRTSCHAFTET Das Bistum Hildesheim hat 2008 trotz der Krise ein Plus erzielt. Wie das gelingen konnte, erklärt Finanzdirektor Helmut Müller

■ ist Leiter der Hauptabteilung Finanzen im bischöflichen Generalvikariat.  Foto: Bistum Hildesheim

taz: Herr Müller, das Bistum Hildesheim ist dem Desaster an den Finanzmärkten entkommen, weil Sie rechtzeitig umgeschichtet haben: von Aktien auf fest verzinste Papiere. Woher hatten Sie den Riecher?

Helmut Müller: Es war unser Gesamtsystem, aber es war auch Glück dabei. Wir können nicht sagen, wir hätten das alles vorhergesehen.

Wie sieht Ihr System aus?

Wir haben mehrere Köpfe, die sich mit der Frage von Kapitalanlagen beschäftigen. Wir haben erstens einen Vermögensverwaltungsrat. Zweitens die Finanzabteilung. Drittens haben wir eine permanente externe Beratung. Und wir haben uns eine Kapitalanlagegesellschaft ausgesucht, die groß ist und Erfahrung hat.

Ist in Finanzfragen ein Team schlauer als ein Einzelner?

Das ist ein wichtiger Aspekt. Ich sehe oft bei Kollegen, dass die Finanzanlagen gerne alleine machen. Das ist oft wie eine Spielwiese, vor allem wenn man Diplom-Kaufmann oder Volkswirt ist. Wir aber sind eher Generalisten. Wenn ich hier mit der Kapitalanlage ein fachspezifisches Gebiet habe, dann kann ich das als Generalist nicht abdecken.

Das Bistum Hildesheim zählt etwa 645.000 Katholiken – zwischen Nordsee und Hann.Münden.

■ Die Rücklagen wurden 2008 auch Dank höherer Kirchensteuereinnahmen um 8,1 Millionen Euro auf 27,1 Millionen Euro erhöht.

■ Die Rückstellung für die Priesterversorgung wurde von 39,2 Millionen auf 45,1 Millionen Euro aufgestockt.(kli)

Die Wirtschaftskrise und der demografische Wandel werden die Kirchensteuereinnahmen drosseln. Ist das Bistum finanziell gesichert?

Ja. Das hängt aber nicht mit Kapitalanlage zusammen. Sondern damit, dass wir 2003 eine politische Entscheidung bekommen haben mit dem Ziel, das Bistum kleiner aufzustellen. Wir haben die Personalkosten deutlich reduziert. Und wir haben das Glück gehabt, dass die Kirchensteuereinnahmen in den letzten drei Jahren mehr gestiegen sind, als angenommen. Von daher gehen wir jetzt mit einer besseren Risikoabsicherung in das Konjuktur-Tal hinein. INTERVIEW: KLI