schim-an-eck
: Promi pressing

Als in der beidseitig begrenzten Fussgängerfurt Florastraße Höhe Musiktheater-Innenstadt auf meine Ampel wartete, kam ich direkt bei einem Schwallen zu stehen, der mit von irgendwoher vage bekannt vorkam. Er reichte mir bis zur Schulter, besaß ein auffälliges Stülpkinn und war pitch-black. Nach altem Volksbrauch in Uganda, wo ich viele Jahre gelebt habe, begrüße ich als sonne art fiktiver Gastgeber Neuankömmlinge immer besonders herzlich, um ihnen so mut zu machen, cold old Germany nicht gleich den Rücken zu kehren.

Good morning, sagte ich weich und verführerisch, you are welcome. Er schaute stumm zu mir auf und legte die Stirn in angestrengte Querfalten. O je, dachte ich, da bisse aber ins Fettnäpchen getreten. Denn normalerweise bekomme ich auf diesen Gruß hin worldwide nur die allerfreundlichsten Erwiderungen. Wahrscheinlich hasste er Englisch als die Sprache der früheren colonial masters seines Vaterlandes. Ich versuchte es mit Bonjour Monsieur. Auch das zeitigte nur einen Flop. Nicht mal zu einem kleinen Salue reichte es. Ja, das gabs doch nicht, dass der einfach nix kapierte. Schwarze sind für mich die größten Sprachgenies. Die hören zweimal einer für sie neuen Sprache zu und beginnen sofort mitzubabbeln. Ein Überlebenstalent aus grauer Vorzeit, wo sie im Urwald und auf der Savanne mit hunderten verschiedener Sprachen und Dialekte klar kommen mussten.

Ich versuchte es mit Suaheli, Baganda, Taka-taka und Runyankore-Rukiga. Doch sein Gesicht verfinsterte sich nur um so mehr, als ob er mir jeden Augenblick eins in die Fresse hauen würde. Aber wie kann jemand so blöd und abgestumpft sein und nicht merken, dass man ihn nur freundlich grüßen will. Hapana Bwana, mit dem war ich fertig. Da kam auch schon Grün. ich grätschte auf meinen Primus-Fahrradsatte und setzte meine morgendliche Stadtsafari fort.

Grüßen in Ostafrika, zumal in Uganda ist eine wunderbare Geschichte, oft eine richtige Zeremonie von mindestens zehn Minuten und mehr. Und die spielt sich meistens so ab. Zuerst darf er eine Ssebo fragen, dann ist der andere dran. Also: Was machen deine Kühe? Stehen die Bananen gut? Hast du Kinder? Sind deine Frauen schon dick und fett? Was machen die Tsetse-Fliegen bei euch? Usw, usw. dann fragt der andere Ssebo. Zum Schluss gehen die gleichen Fragen von hintern wieder los. Und dann ist alles quer und durcheinander. Und dann geht man meistens gemeinsam in die Hütte, trinkt Pombe und erzählt sich den Rest.

Als ich später die Bahnhofsstraße hochradelte, sah ich zufällig den Grüßmuffel wieder und da fiels mir sofort wie Bananenschalen von den Augen. Mensch das ist doch dieser Schalke-Starkicker, der Deutscher geworden ist und in den Nationalmannschaft spielt, dieser Asamoah. Der wollte mir doch bestimmt nur demonstrieren, wie sehr er sein benehmen schon auf Neudeutsch umgestellt hat und wie stolz er darauf ist. Jeder kennt den, nur ich nicht. Aber das liegt eindeutig daran, dass ich mich nie mal bei einem Schalke-Spiel habe sehen lasse. JÜRGEN SCHIMANEK