Kulturhauptstadtpott
: Buhlen um das Ehrenzeichen

Das Ruhrgebiet braucht den Titel. Weniger im Fußball, desto mehr für seine kulturelle Entwicklung. Punkt. Sollte die angeblich begeisterte Jury wider Erwarten doch nicht glauben, dass bei uns Europas quirligste Kulturmetropolregion des Jahres 2010 entstehen wird, dann wird sie nicht nur entgeisterte Politiker, sondern auch eine geistlose Wüste in der Mitte des Kontinents erschaffen haben.

KOMMENTAR VONPETER ORTMANN

Denn ohne die werbewirksamen Orden werden zahlreiche, gut eingestielte kulturelle Entwicklungen wieder auf Null Euro zurückgeschraubt werden und Projekte, Pläne, Hoffnungen vieler Kulturschaffenden in den Datenhimmel verschwinden. Es ist schon merkwürdig, wie groß der mediale Einfluss auf die Landespolitiker geworden ist. Keine Idee, und mag sie noch so gut, innovativ – selbst preiswert sein, hat in dieser Region eine Chance, wenn sich die Volksvertreter nicht damit wenigstens in einer Handycamleuchte sonnen können. Andersherum wird jede blöde Idee und mag sie noch so langweilig, altertümlich – oder einfach nur teuer sein, finanziert, wenn Fernsehen oder Radio ein paar Minütchen opfern. Hohle Ankündigungspolitik bewegt zu häufig die kulturellen Fahnen. Warum sind die positiven Anstrengungen des letzten Jahres, als man die Chance sah, Kulturhauptstadt zu werden, nicht bereits vor zwei Jahren unternommen worden? Hier gibt es Engagement nur, wenn es bunte Sticker für die Anzugjacke gibt.