Sagers Alleingang

WAHLKAMPF Die GAL-Bundestagskandidatin Krista Sager kritisiert Uni-Umzugspläne auf den Kleinen Grasbrook und löst damit heftige Kontroversen in ihrer Partei aus

Die Universität ist mit derzeit rund 38.000 Studenten die größte Hochschule in Hamburg und eine der größten in Deutschland. Sie wurde 1919 gegründet.

■ Die Liegenschaften der Uni sind über das gesamte Stadtgebiet verstreut. Das Hauptgebäude mit den Flügelbauten steht am Dammtor unweit des Hauptcampus (Von-Melle-Park).

■ Der Grund für die Umzugsdiskussion liegt in dem Sanierungsstau und einem erhöhten Raumbedarf der Uni: Rund 160.000 der insgesamt 220.000 qm Nutzfläche sind sanierungsbedürftig.

VON MARCO CARINI

Schon die offiziellen Statements der GAL-Funktionäre fielen alles andere als freundlich aus. „Nicht nach dem Wahlkampfkalender von Frau Sager“ werde sich die Partei bei der Entscheidungsfindung über die Standort-Zukunft der Universität richten, murrte GAL-Fraktionschef Jens Kerstan und legte unmissverständlich nach: „Das kann man nicht vorschnell über’s Knie brechen.“ Als „wenig hilfreich“ empfindet es die GAL-Wissenschaftsexpertin Eva Gümbel, „wenn Einzelne von uns unabhängig vom Meinungsbildungsprozess der Partei meinen, sich mit Festlegungen profilieren“ zu müssen.

Damit gemeint ist Krista Sager, Hamburger Spitzen- und Eimsbüttler Direktkandidatin der GAL für den Bundestag. Ihre definitive Absage an den Uni-Umzug auf den Grasbrook sorgt „für gewaltigen Ärger innerhalb der Partei“, wie ein GAL-Spitzenfunktionär hinter vorgehaltener Hand verrät. Und Parteisprecherin Katharina Fegebank wertet die Sager-Aussagen zur Privatmeinung herab – Rückenwind für eine Spitzenkandidatin sieht anders aus.

Am Dienstag hatte die grüne Bundestagsabgeordnete, die selbst in Hamburg als Wissenschaftssenatorin amtierte, bevor sie nach Berlin ging, eindeutig Position gegen die Uni-Verlagerung bezogen. Dabei hatte sie vor allem die „Finanzierungsrisiken“ der zur Geldbeschaffung auf Public Private Partnership mit Investoren setzenden Umzugs-Pläne herausgestellt. Zudem mache es „keinen Sinn, die wirtschaftlichen und kulturellen Verbindungen“ zwischen der Uni und dem nach ihr benannten Viertel rund um den Grindel „zu kappen“, legte Sager gegenüber der taz nach.

„Es wird von mir erwartet, dass ich als Eimsbüttler Kandidatin in dieser im Bezirk heiß diskutierten Frage eine Meinung habe“, begründete Sager ihren „unabgestimmten“ Alleingang. Doch so unabgestimmt ist das Vorpreschen der Wahlkämpferin in Wahrheit nicht. Unmittelbar vor ihrer Medien-Offensive hatte die grüne Frontfrau in einem Gespräch mit Kerstan, Fegebank und den GAL-Senatoren Anja Hajduk und Till Steffen dargelegt, dass sie mit ihrer Meinung nicht länger hinter den Berg halten könne.

Alle Versuche des kleinen Kreises, Sager umzustimmen, misslangen. Schließlich einigte man sich darauf, dass Sager ihre Position als private Meinung öffentlich äußern werde, Kerstan und Fegebank ihr im Namen von Fraktion und Partei aber dezent in die Parade fahren müssten, da es noch keine gemeinsame Position gäbe. Während Gümbel eine Entscheidung zum Uni-Umzug „auf einem Parteitag im November“ erwartet, glaubt Kerstan sogar, „dass wir uns erst im kommenden Jahr festlegen werden“.

So lange warten möchte aber auch die Eimsbüttler GAL nicht. Sie begrüßte „ausdrücklich“ eine klare Positionierung „im Gegensatz zu unverbindlicheren Stellungnahmen der GAL-Führung auf Landesebene.“