Schwieriges Deutschlernen

Integrationswillige Dortmunder MigrantInnen können die neuen Deutschpflichtkurse nicht besuchen, weil sie an der Bürokratie des neuen Zuwanderungsgesetzes scheitern. „Untragbare Zustände“

von MIRIAM BUNJES

Thomas Wild vom Dortmunder Verein zur Förderung interkulturellen Zusammenlebens hat genug von Bundes-Bürokratie. Eigentlich will sein „Projekt Deutsch lernen“ nur das machen, was der Name verspricht: Ausländern und Ausländerinnen aus Dortmund Deutsch beibringen. „Das neue Zuwanderungsgesetz legt uns dabei aber einige Steine in den Weg“, sagt Wild.

Dabei bietet der Verein seit Januar die ersten Deutsch-Pflichtkurse für Zugewanderte an und findet diesen Punkt im umstrittenen Gesetz auch „besonders wichtig und richtig“. Wirklich mit dem Deutschlernen anfangen konnten allerdings bislang nur 15 Migranten und Migrantinnen. Das Problem: „Es ist viel zu schwierig, zu so einem Kursus zugelassen zu werden“, sagt Thomas Wild.

Schon vor vielen Wochen hat das „Projekt Deutsch lernen“ mehr als 80 Anträge von Dortmunder Zugewanderten an das zuständige Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geschickt. Zurück kamen bislang nur 15. „Der Rest hängt erstmal in der Warteschleife“, sagt Thomas Wild. Denn: Nicht jeder darf an den Integrationskursen teilnehmen. Die so genannten Bestands-ausländer – Menschen, die schon vor dem Inkraftreten des Gesetzes im Januar in Deutschland lebten – müssen sich dafür dauerhaft im Bundesgebiet aufhalten. „Dafür braucht man eine Aufenthaltserlaubnis von über einem Jahr“, sagt Felicitas Graute, Sprecherin im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. „Außerdem muss nachweislich ein Integrationsbedarf bestehen. Oder die Betreffenden müssen sehr schlecht Deutsch sprechen.“

Das lässt sich offenbar nicht so leicht nachweisen. „Wir sind schließlich noch in der Erprobungsphase“, sagt Graute. „Da kann es schon mal zu Verzögerungen kommen. Insgesamt ist das Kurssystem aber hervorragend angelaufen.“

Für die Träger der Integrationskurse sind die Umstellungsprobleme im Bundesamt auch finanziell belastend. „Wir haben schließlich damit gerechnet, dass die Kurse im Januar losgehen können“, sagt Thomas Wild. Sein Verein hat jetzt Kontakt mit anderen Trägern im Ruhrgebiet aufgenommen. „Wenn wir uns vernetzen, können wir zentral Druck auf das Amt machen“, sagt Wild. „Der Bedarf an Kursen ist nämlich überall viel größer. Und wenn Menschen sich integrieren wollen, sollte man ihnen das so einfach wie möglich machen.“ Einen ersten Erfolg kann Wild inzwischen vorweisen: Mit Deutschen verheiratete AusländerInnen dürfen künftig einen Integrationskurs besuchen – obwohl sie in der Regel nur ein Visum für ein Jahr erhalten.