Murmel oder Butjer?

Streit um die Kita Borgfeld-West kocht hoch. Beirat schimpft: Schuld sei die Hans-Wendt-Stiftung

Bremen taz ■ Zwei Träger haben sich für die Kindertagesstätte Borgfeld West beworben: der zurzeit noch auf der Borgfelder Jugendfarm (Am Lehester Deich) sitzende Verein „Murmel“, der im Sommer neue Räume benötigt, weil die Hans-Wendt-Stiftung dessen Mietvertrag kündigte. Und der Verein „Borgfelder Butjer“, der zwar im Ortskern noch Räume besitzt, diese aber schon seit 30 Jahren nutzt.

Der Bauausschuss der Sozialdeputation, der über die Vergabe abstimmt, vertagte die Entscheidung darüber in diese Woche. Frank Pietrzok, SPD-Jugendexperte und Ausschussmitglied, sprach sich indes schon im voraus für den Zuschlag an die „Murmel“ aus. Die Borgfelder Beiratssprecherin Gabi Piontowski ärgert das. Die CDU/FDP-Mehrheit im Stadtteilparlament hatte sich für die Vergabe der Trägerschaft an die „Butjer“ ausgesprochen, da sich ihrer Ansicht nach so 23 neue Kindergartenplätze schaffen ließen. Piontowski wirft nun der Elternsprecherin der „Murmel“, Corina Rohen-Bullerdiek, Unseriosität vor: sie würde Zahlen zu Raumkapazitäten mit Neuanmeldungen durcheinander würfeln. Nach Beiratsrechnung würden nicht mehr als acht neue Plätze geschaffen, wenn die „Murmel“ nach Borgfeld West ginge. Zudem holt die Beiratssprecherin nochmals gegen die Hans-Wendt-Stiftung aus: „Schuld an der Auseinandersetzung ist letztlich die Hans-Wendt-Stiftung, die durch völlig unsoziale Kündigung eines Kindergartens die Probleme erst heraufbeschworen hat.“ Indem die Stiftung die „Murmel“ auf die Straße setze, versuche sie, den Beirat doch noch in die Knie zu zwingen, einer Bebauung des Farmgeländes zuzustimmen. Stiftungsvorstand Hardmuth Groß weist diese Vorwürfe von sich: „Für die zurzeit diskutierte Konkurrenzsituation sind wir nicht verantwortlich.“ Keineswegs handele es sich um eine Strategie gegen den Beirat. Wegen anstehender Kürzungen durch das zuständige Ressort bei den Erziehungshilfen und der Tagesbetreuung von Schulkindern müsse die Stiftung selbst versuchen zu retten, was zu retten ist.

Frank Pietrzok appellierte an alle Beteiligten, sich an den Fakten zu orientieren. Und Fakt sei seiner Meinung: Im Interesse des Stadtteils kann es nur diese Lösung geben – die „Murmel“ müsse erhalten werden. dab