WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE
: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Schaubühne: „Troilus und Cressida“, ab Freitag Prater (Volksbühne): „Red House“, ab Samstag HAU: „Context #2 – Traum. Körper“,19.–27. 2. Sophiensæle: „Schneeweiß und Russenbrot“, ab Montag

Die nächste Schaubühnenpremiere katapultiert uns mal wieder in einen Krieg, und zwar in den um die kleinasiatische Metropole Troja: Troilus, ein trojanischer Prinz, liebt Cressida. Deren Vater ist der Seher Kalchas und zu den Griechen übergelaufen. Dort hat Cressida ihren Troilus nun mit einem griechischen Fürsten betrogen, obwohl sie dem trojanischen Königssohn ewige Liebe schwor. Und weil der gekränkte Prinz jetzt in blinder Rachsucht rast, muss der Krieg immer weitergehen. Shakespeare zeichnet in seinem berühmten Drama die Kriegsherren auf beiden Seiten als gelangweilte Bande von Zynikern und Egoisten, die nicht nur zwei Liebende, sondern ganze Völker durch persönliche Animositäten und Eitelkeiten ins Verderben stürzen. Man muss nur die täglichen Nachrichten verfolgen, um zu erkennen, dass sich das bis heute nicht wirklich geändert hat. Der britische Regisseur James Macdonald, sonst am Royal Court Theatre in London zu Hause, wird „Troilus und Cressida“ inszenieren.

Einer gelangweilten Bande kann man auch in der neuen Prater-Produktion begegnen, nämlich der Crew eines Kleinstadtimbisses. Die wird in „Red House“ von ein paar Rockmusikern aufgemischt und zu einem Rollentausch angestiftet. Der amerikanische Regisseur John Jesurun, sozusagen der geistige Vater von René Pollesch, liefert mit seinem Stück zur Musik von u. a. Jimi Hendrix Anschauungsmaterial über Formen von falschem und richtigem Leben.Im HAU setzt sich die Tanzplattform „Context #2“ mit durch Schmerz und Leid traumatisierten Körpern auseinander (siehe Tagestipp). Und die Sophiensæle zeigen eine Theateradaption des gefeierten Romans „Schneeweiß und Russenbrot“ der polnischen Schriftstellerin Dorota Maslowska, die Henning Fritsch mit Berliner Jugendlichen erarbeitet hat.