Zurück zur Garnisonkirche

MILITARISMUS Der umstrittene Wiederaufbau des Potsdamer Gotteshauses hat begonnen. 2017 soll der Turm der gesprengten Kirche wieder stehen

Im März 1933 nutzten die Nazis das Bauwerk zur Inszenierung der Reichstagseröffnung

41 Jahre nach der Sprengung von Turm und Ruine der Potsdamer Garnisonkirche durch die DDR-Führung hat das am Wochenende neu gegründete Kuratorium der Stiftung zum Wiederaufbau des Bauwerks seine Arbeit aufgenommen. Zum Vorsitzenden wählten die elf Kuratoriumsmitglieder den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Berliner Bischof Wolfgang Huber. Sein Stellvertreter ist Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU).

Den aktuellen Planungen zufolge soll zunächst der mehr als 70 Meter hohe Turm der Kirche bis 2017 wieder aufgebaut werden. Die Kosten werden auf mindestens 25 Millionen Euro geschätzt. Die Garnisonkirche wurde 1732 als preußische Militärkirche eingeweiht. Im März 1933 nutzten die Nationalsozialisten das Bauwerk zur Inszenierung der Reichstagseröffnung. Wenige Wochen vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Garnisonkirche bei einem alliierten Luftangriff auf Potsdam bis auf den Turm zerstört, die Ruine wurde schließlich am 23. Juni 1968 gesprengt.

Brandenburgs früherer Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) erklärte, er sei glücklich, „dass nun wirklich der Wiederaufbau der Garnisonkirche beginnt“. Damit könne das Unrecht der Sprengung beseitigt werden und die städtebauliche Wunde im Potsdamer Zentrum wieder geheilt werden.

Nach Ansicht Hubers sei der Wiederaufbau der Kirche eine „große Aufgabe“. Das Bauwerk müsse als lebendiger Geschichtsort wiedererstehen und Stadt, Land und internationaler Gemeinschaft offenstehen. Innenminister Schönbohm betonte, die Garnisonkirche müsse auch als geistliche Heimat des militärischen Widerstands gegen Hitler ins Bewusstsein gerückt werden.

Weitere Mitglieder des Kuratoriums sind der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), der Bevollmächtigte des Rats der EKD beim Bund, Bernhard Felmberg, und der Leiter des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes der Bundeswehr in Potsdam, Oberst Hans Ehlert. Als Vertreter der Wirtschaft wurde Gerd von Brandenstein vom Aufsichtsrat der Siemens AG in das Kuratorium berufen. Die Stadt Potsdam ist durch Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) vertreten, der evangelische Kirchenkreis Potsdam durch Superintendent Joachim Zehner.

Außerdem bestätigte das Kuratorium in seiner ersten Sitzung den Potsdamer Pfarrer Martin Vogel als theologischen Vorstand und Peter Leinemann vom Evangelisch-Kirchlichen Hilfsverein als kaufmännischen Vorstand der Stiftung.

Um den geplanten Wiederaufbau der barocken Kirche wurde in Potsdam lange gestritten, weil die Kirche als Symbol des Preußischen Militarismus gilt.

Die Stiftung für den Wiederaufbau mit einem Kapital von 360.000 Euro aus kirchlichen Mitteln wurde im Dezember 2008 offiziell anerkannt. Die Stadt Potsdam will das Grundstück im Stadtzentrum einbringen. ROLA/EPD