Ein Kino verschwindet

ABSPANN Das Passage-Kino in der Mönckebergstraße wird Ende November schließen. Der Grund sind gescheiterte Mietverhandlungen

Das Passage-Kino wurde 1913 als erstes Hamburger Großkino mit 824 Plätzen in Betrieb genommen.

■ Zur Eröffnung wurde die Biografie „Richard Wagner“ gezeigt.

■ 1929 wurde im Passage-Kino der Tonfilm etabliert. Ab 1958 konnte der Projektor das Format Cinemascope, eine Weiterentwicklung des Breitwandformats, abspielen.

■ 1964 wurde das Kino in zwei Kinosäle geteilt – aus der Galerie des Großkinos wurde ein eigener Saal.

■ 1980 kam ein dritter Saal mit nur 40 Plätzen dazu. Das Foyer wurde mehrfach umgestaltet.

Es gibt nicht viele Gründe, sich nach Ladenschluss in der Hamburger Innenstadt aufzuhalten. Das Thalia-Theater ist einer. Das Passage-Kino ist ein zweiter. Dieser zweite Grund wird ab Ende November wegfallen: Das Kino, das vielen auch durch sein ambitioniertes Programm ans Herz gewachsen ist, stellt den Betrieb ein. „Wir konnten uns mit dem Vermieter nicht über einen neuen Mietvertrag einigen“, sagt Arne Schmidt von der Cinemaxx-Gruppe, die das Kino in der Mönckebergstraße seit 1988 betreibt.

Gescheitert sind die Verhandlungen am Geld: Das Kino wäre „wirtschaftlich nicht mehr machbar gewesen“, wenn die Cinemaxx-Gruppe die Mieterhöhung mitgemacht hätte, sagt Schmidt. Einen neuen Standort für das Kino zu finden, hält er für schwierig. „Wenn wir eine ähnlich schöne Lage fänden zu dem Preis, den wir bisher bezahlt haben, würden wir das machen.“ Konkrete Pläne gibt es nicht. Von den 15 bis 20 MitarbeiterInnen des Passage-Kinos werde man einige in anderen Cinemaxx-Häuser weiterbeschäftigen, sagt Schmidt. „Aber die Gespräche sind noch nicht so weit fortgeschritten.“

Was in Zukunft im Gebäude des Passage-Kinos passiert, ist ungewiss. Das Gebäude gehört einer Erbengemeinschaft und auf die zukünftige Nutzung hat weder das Bezirksamt Mitte noch die Einzelhändler-Vertretung City Management Hamburg Einfluss. Zu erwarten ist, dass der künftige Mieter eine gewisse finanzielle Potenz mitbringt und das Gebäude als Verkaufsfläche nutzt.

Mit dem Passage-Kino verschwindet ein Traditionskino, das 2013 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Zuletzt hatte es etwa 150.000 Besucher pro Jahr, die im Passage Filme sahen wie „Der Vorleser“, „Milk“ oder „Slumdog Millionaire“.

Das Ende des Passage-Kinos reiht sich ein in eine Reihe von Kino-Schließungen in jüngerer Vergangenheit: 2006 schloss der Ufa-Palast am Gänsemarkt, 2008 das Grindel-Kino und das Studio in der Bernstorffstraße. Von einem akuten Kinosterben in Hamburg könnte trotzdem nicht die Rede sein, sagt Autor Volker Reißmann, der ein Buch über die Hamburger Kinogeschichte geschrieben hat. „Das Kino stirbt schon seit seiner Einführung vor sich hin. Ende der 1950er Jahre kamen die Fernseher, Ende der 1960er mussten die Kinos in den Vororten schließen, Anfang der 1970er bröckelten auch die Innenstädte. Heutzutage ändert sich die Kinosituation vor allem durch die Einführung der digitalen Technik. Die kostet für die Kinos sehr viel Geld.“ KLAUS IRLER