„Preisverfall wird langfristig anhalten“

Die Zentrale Markt- und Preisberichtsstelle für Erzeugnisse der Land- und Ernährungswirtschaft blickt nach Osten

taz: Herr Rippin, wie schätzen Sie den ökologischen „Wachstumsmarkt“ Osteuropa ein: Ist das eher ein langsames Aufholen oder ein Bioboom?

Markus Rippin: Das Wachstum ist rasant. Mit dem Einsetzen von Direktzahlungen der EU wird die Umstellung noch interessanter, sodass mit einem starken Wachstum auch in den nächsten Jahren gerechnet werden kann. Mit zunehmender Angleichung der Einkommenssituation und dem Aufbau der Filialnetze traditioneller Handelsunternehmen aus der Alt-EU werden diese Umsätze zunehmen. Ein Großteil der Produkte wird jedoch in den nächsten drei bis acht Jahren vor allem auf dem Alt-EU-Markt abgesetzt werden.

Inwieweit begünstigen oder behindern die traditionellen, teils veralteten Produktionstechniken in den osteuropäischen Ländern diesen Prozess?

Die Flächen können oftmals mit verkürzten Wartezeiten umgestellt werden, da chemisch-synthetische Produktionsmittel fehlen. Das macht Öko natürlich noch attraktiver. Die mangelnde Technik begrenzt natürlich die Produktivität. Dies wird sich mittel- bis langfristig aber ändern. Auch gibt es einige EU-Unternehmen, die Vertragsanbau praktizieren oder sogar aus Kostengründen eigene Produktionsstätten in diese Länder verlagern, sodass hier Kapital zur Verfügung steht, um veraltete Technik und Infrastruktur zu modernisieren.

Osteuropäische Anbieter beliefern immer stärker auch den deutschen Markt. Wie bekommt der Verbraucher das zu spüren?

Es gibt schon seit einigen Jahren vor allem bei Getreide eine deutlich wachsende Konkurrenz aus Mittel- und Osteuropa. Der deutliche Preisverfall auf dem deutschen Ökomarkt ist unter anderem durch diese niedrigpreisige Konkurrenz verstärkt worden. Dies wird auch so bleiben. Zwar nicht mit einem weiteren Preisverfall in der erlebten Weise – aber mit der Folge, dass eine Preiserholung, wie in früheren Jahren nach Rekordernten üblich, kaum noch zu erwarten ist. Die wachsenden Angebotsmengen werden dann deutlich über dem Nachfragewachstum liegen.

INTERVIEW: CHRISTOPH RASCH