Hängepartie für Quelle

ARCANDOR-PLEITE 50 Millionen Euro braucht die Karstadt-Schwester Quelle, um weiter arbeiten zu können. CSU-Chef Seehofer würde sich gerne zum Mitretter aufschwingen

VON ROLAND LOSCH

Die rund 8.000 Beschäftigten des insolventen Versandhauses Quelle müssen weiter zittern. Der dringend benötigte Massekredit über 50 Millionen Euro hat von der Bundesregierung bislang noch kein grünes Licht bekommen. Doch mehren sich die Anzeichen für eine Gewährung der Hilfen. Ohne den Kredit müsste das Traditionsunternehmen möglicherweise schon in Kürze den Betrieb einstellen.

Das Traditionsunternehmen hatte Anfang Juni gemeinsam mit dem Mutterkonzern Arcandor Insolvenz angemeldet. Ein Massekredit ist ein Instrument, mit dem der Geschäftsbetrieb aufrechterhalten werden könnte. In der Liste der Gläubiger steht der Kreditgeber in der Regel auf Platz eins. Seine Forderungen werden vorrangig bedient.

Die Bundesregierung wies am Donnerstag Darstellungen zurück, der benötigte Kredit sei am Mittwochabend in Gesprächen zwischen Bund und Ländern bewilligt worden. Es gebe noch keine Entscheidung der Bundesregierung, weil es an den notwendigen Sicherheiten fehle, hieß es.

Gute Aussichten

Allerdings scheinen die Aussichten gut. „Ich gehe davon aus, dass das Ding zeitnah zu einem guten Ende geführt wird“, sagte der bayerische CSU-Ministerpräsident Horst Seehofer im Quelle-Vertriebszentrum Nürnberg. Er forderte die Bundesregierung auf, jetzt rasch Klarheit zu schaffen. Auch Quelle rechnet fest mit dem rettenden Staatskredit. „Wir warten stündlich auf die Zusage aus Berlin“, sagte Quelle-Chef Konrad Hilbers.

Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg betonte, er habe keinen Zweifel an der grundsätzlichen Bereitschaft der Bundesregierung, Quelle zu helfen.

„Bayern ist bereit, von dem Massekredit von 50 Millionen Euro die Hälfte zu übernehmen. Diese Zusage steht in jedem Falle“, sagte der CSU-Chef unter dem Beifall hunderter Beschäftigter. „Ich appelliere mit großem Nachdruck an die Bundesregierung, dass sie ihre Detailüberprüfungen rasch abschließt und eine Entscheidung trifft.“

Das Zögern der Bundesregierung setze tausende Beschäftigte einem Wechselbad der Gefühle aus und drohe die bislang noch stabilen Kundenbeziehungen des Versandhändlers in die Brüche gehen zu lassen. Den Mitarbeitern eine Chance zu geben „ist auch fiskalisch zu verantworten“, sagte der CSU-Chef.

Opel ja, Quelle nein?

Die Nürnberger SPD-Bundestagsabgeordnete Renate Schmidt sagte, alle Bundesministerien seien bereit, Quelle den Kredit zu geben, wenn die Masse genug Sicherheit biete. „Da gibt es im Moment unterschiedliche Einschätzungen.“

Kritik an der zögerlichen Haltung der Bundesregierung übte Gesamtbetriebsratschef Ernst Sindel. Warum die Bundesregierung Opel schnell mit Milliarden helfe und bei 25 Millionen für Quelle zögere, „versteht man nicht mehr so ganz“.

Aus gut informierten Kreisen verlautete, der Kredit sei im Bürgschaftsausschuss eigentlich schon durch gewesen. Dann habe der Staatssekretär des Bundesfinanzministers plötzlich sein Veto eingelegt. Andere sagten, es gehe nur noch um Formalien, die mit Blick auf Brüssel zu klären seien. Sobald das Unternehmen einige Dinge schriftlich nachgereicht habe, „wird der Haken drunter gemacht“. (mit ap)