LeserInnenbriefe
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■ betr.: „Potenziell gefährlich“, taz bremen vom 22. 6. 09

„e-Card ist ein Wahnsinnsprojekt“

Die elektronische Gesundheitskarte – oder besser: der zentrale Datenserver, auf den man mit Hilfe der Karte zugreifen kann, ist tatsächlich mit einer besonders guten Sicherheitsarchitektur ausgestattet. Darin liegt aber zugleich das Problem begründet.

Für jedes Medikament auf jedem Rezept ist eine anderthalb Minuten dauernde Autorisierungs-Abfrage an den Server erforderlich. Dazu muss eine neunstellige PIN eingegeben werden. Das wird in den Arztpraxen dazu führen, dass bei älteren und vergesslichen Patienten die PIN gleich im PC oder auf der Karteikarte notiert wird.

Das aufwändige Autorisierungs-Verfahren wird, wenn die Einführung der Karte überhaupt gegen den Willen der Ärzte eingeführt werden kann, zu so großem Druck seitens der Ärzte führen, dass im Sinn der Praktikabilität die Datenschutz-Barrieren eine nach der anderen wegfallen werden. Die Erfahrungen mit Toll-Collect zeigen, wie viel von den Beteuerungen der Politiker zu halten ist, man werde die Daten nur zweckgebunden nutzen.

Ein einziger riesiger Server mit sämtlichen Gesundheitsdaten der Bevölkerung wird so große Begehrlichkeiten seitens der Lebensversicherer und anderer Konzerne wecken, dass der mit Sicherheit geknackt werden wird. Die e-Card ist ein Wahnsinnsprojekt, das abgelehnt gehört. Reichlich Informationen gibt’s unter www.stoppt-die-e-card.de. GÜNTHER EGIDI, Bremen

■ betr.: ebd.

„System funktioniert einfach nicht“

Die elektronische Gesundheitskarte soll – so der Senat – in Bremen zu Anfang 2010 eingeführt werden. Dazu nur folgendes: In Schleswig- Holstein und Nordrhein-Westfalen, die die Vorreiter spielen sollten, haben die beteiligten Ärzte die Tests abgebrochen, weil das System einfach nicht funktioniert. In Nordrhein haben bislang nur 3,9 Prozent der Ärzte das erforderliche Lesegerät angeschafft. In Nordrhein haben ebenso wie zuvor in Bremen sowohl Ärztekammer als auch Kassenärztliche Vereinigung gegen die Karte votiert.

Die PatientInnen – so weiterhin der Senat – stünden Umfragen zufolge der Karte durchaus positiv gegenüber. Wer hat mit welchen Formulierungen die Umfragen in Auftrag gegeben und sie ausgewertet? Die Aktion „stoppt-die-e-card.de“ jedenfalls hat bislang 650.000 Unterschriften gegen die Karte gesammelt. WOLFGANG LINDNER, Bremen

■ betr.: „Opulenz als Konzept“, taz bremen vom 23. 6. 09

Teilurlaub vom Theater

Die Bremer Werfthafen-AIDA wirft einmal mehr die grundsätzliche Frage auf: Soll, darf ein – zumal hochsubventioniertes – Stadttheater die Event-arisierung von Oper, Schauspiel und Tanztheater betreiben, also die Verflachung von Hochkultur befördern? Nein! Schwellenängste breiterer Bevölkerungsschichten abzubauen – Herr Frey – darf nicht durch die Senkung des Anspruchs- und Verwirklichungsniveaus von Theater erfolgen, sondern durch die Hebung des Bildungs- und Kulturniveaus dieser Schichten: Menschen zu motivieren im und durch Theater mitzudenken, mitzufühlen, mitzuleiden…, um damit die besten aller möglichen Menschen zu werden (frei nach Lessing). Dafür ist gutes Theater gut, dafür sind die Subventionen gedacht. Ich hoffe – auch für Frau Emigholz –, dass sie das mit Kernaufgaben meinte.

Wenn der Generalintendant und seine Führungscrew meinen, Nebenschauplätze profitlich bespielen zu können, sollen sie sich im Theater teilbeurlauben lassen, eine private Musical-und Hafentheater-GmbH gründen und los geht es. Viel Glück dabei wünscht EBERHARD PLÜMPE, Bremen