Bonner Tafel mit kargem Angebot

Eine neue EU-Richtlinie bringt die Arbeit der karitativen Essensverteiler in Gefahr: Der Großlieferant Edeka sieht Rückverfolgbarkeit nicht gewährt und stoppt Zusammenarbeit

BONN dpa ■ Der Speiseplan vieler Bonner Bedürftiger ist momentan stark eingeschränkt. Normalerweise verteilen die 60 ehrenamtlichen Helfer der Bonner Tafel Obst, Gemüse, Milchprodukte und Backwaren an sozial Schwache. Seit Tagen bleiben die Lieferwagen des karitativen Vereins jedoch oft halb leer. Denn der Hauptlieferant der Bonner Tafel, das Zentrallager der Lebensmittelkette Edeka in Meckenheim, hat seine Lieferungen an die Organisation gestoppt. Damit fallen auf einen Schlag 90 Prozent ihres Obst- und Gemüseangebots sowie der Milchprodukte weg.

Grund für das Ende der Edeka-Lieferungen ist die EU-Verordnung Nr. 179/2002 zur Rückverfolgung von Lebensmitteln, die Anfang des Jahres in Kraft trat. Sie soll gewährleisten, dass der Weg von Nahrungsmitteln vom Endverbraucher bis zum Produzenten zurückverfolgt werden kann. Edeka sieht die Anforderungen der Rückverfolgbarkeit nicht sichergestellt, wenn die Lebensmittel an die Tafeln abgegeben werden. Daher hat das Unternehmen nach Angaben des Bundesverbandes Deutsche Tafel bundesweit die Lieferungen gestoppt. Die übrig gebliebenen Lebensmittel würden nun vernichtet. Die Bonner Tafel sei aber ein „Ausnahmefall“, erläuterte die Vorsitzende des Bundesverbandes, Gerda Hohaus. Dort habe der Lieferstopp der Edeka-Kette so große Auswirkungen, weil sie hier ein so großer Lieferant sei. Andere Tafeln verfügten über 20 bis 40 größere Lieferanten. „Edeka ist aber ein Einzelfall. Alle anderen großen Ketten arbeiten weiter mit uns“, sagte Hohaus.

Der Verband hat sich mit dem Problem an das Bundesverbraucherschutzministerium in Berlin gewandt. Das bemühe sich nun um eine unbürokratische Regelung, die beiden Seiten entgegenkommt, erklärt Hohaus. Sie befürchtet allerdings, dass sich das Problem nicht kurzfristig lösen lässt, weil Edeka Rechtssicherheit aus Brüssel fordere.

Durchschnittlich verteilt die Bonner Tafel in jedem Monat etwa zehn bis 14 Tonnen Gemüse und Obst, 2.500 Brote, 10.000 Brötchen, 2.000 Gebäckstücke, 2.500 kg Milchprodukte und 500 bis 1.000 Kilogramm Konserven.