Beratungsstellen droht Abbruch

Die Sparpläne des Kölner Kämmerers gefährden die Existenz der Schwangerenkonfliktberatung. Derzeit fehlen 40.000 Euro an Zuschüssen. Dabei ist die Beratung sogar gesetzlich vorgeschrieben

VON ANNE WELLMANN

Wer eine Abtreibung vornehmen möchte, muss sich zuvor bei einer anerkannten Beratungsstelle melden. Dort erhalten Schwangere Informationen über Alternativen zur Abtreibung, über effektive Verhütung und über den medizinischen Eingriff, mit dem eine Schwangerschaft abgebrochen wird. In Köln könnten Frauen mit ihren Fragen schon bald allein dastehen. Denn nach den aktuellen Haushaltsplänen des Stadtkämmerers Peter-Michael Soénius fehlen den Kölner Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen noch 40.000 Euro an städtischen Zuschüssen.

Dabei ist die Schwangerschaftskonfliktberatung sogar gesetzlich vorgeschrieben. Doch Susanne Just-Mackensen, Geschäftsführerin der Beratungsstelle Pro Familia am Hansaring, warnt: „Langfristig wird es nicht möglich sein, unsere Arbeit ohne die mindestens 40.000 Euro mehr von der Stadt wie bisher weiterzuführen.“ Neben der Qualität der Beratung sind durch die Kürzungspläne auch Arbeitsplätze gefährdet. Zur Zeit gibt es bei den fünf Trägern insgesamt 14 Stellen für Beratungsfachkräfte. „Der Andrang ist groß“, weiß Just-Mackensen. 80 Prozent der Kosten werden aus der Landeskasse finanziert. Die fünf Kölner Beratungsstellen erhalten jährlich 1,4 Millionen Euro an Zuschüssen aus Düsseldorf.

Auch im letzten Jahr mussten die fünf Kölner Beratungsstellen schon Kürzungen um zirka die Hälfte der Zuschüsse hinnehmen. Die Träger reagierten. Obwohl alle fünf Stellen völlig unabhängig voneinander agieren, schlossen sich Pro Familia Hansaring, Pro Familia Chorweiler, die katholische Beratung Donum Vitae, die Evangelische Beratungsstelle und das Gesundheitsamt Köln zu einem Bündnis zusammen. Letzten Sommer erarbeiteten die Träger ein Modell für die Umverteilung der Zuschüsse und damit auch der Defizite. So werden die Gelder nun in einen Topf geworfen und abhängig vom Personalaufwand und der Anzahl der Beratungen unter den Trägern aufgeteilt. Diese Form der Zusammenarbeit sei sehr bemerkenswert, sagt Jan Leidel, Leiter des Kölner Gesundheitsamts. „In diesem Bereich gibt es häufig auch Fälle von so genanntem ‚Trägeregoismus‘.“

Um das Gesamtdefizit auszugleichen, müsste die Stadt eigentlich sogar 80.000 Euro mehr als nun vorgesehen zuschießen. Doch die Beratungsstellen haben sich darauf geeinigt, die Hälfte des Betrages aus eigener Kraft, wie etwa mit Spendengeldern, aufzubringen. „Manchmal ist es wirklich schwer zu verstehen und es lässt einen verbittern, wenn wir immer wieder für Zuschüsse kämpfen müssen“, empört sich Dörte Gerstenberg, Geschäftsführerin von Pro Familia in Chorweiler.

In den nächsten Wochen treffen sich Mitarbeiter der Beratungsstellen mit den Fraktionen, um über die Zuschüsse zu diskutieren. Denn wenn der Stadtrat eine entsprechende Weisung erteilt, müsste die Stadt den Fehlbetrag doch noch ausgleichen.