Siemens-Konzern kooperiert mit Bin Laden

Bahnsysteme, Kraftwerke, Panzer: Firmen auf Verkaufstour mit Bundeskanzler Gerhard Schröder in Arabien

BERLIN taz ■ Um den Dauerstau in der Wüste in den Griff zu bekommen, soll ein Nahverkehrssystem gebaut werden. Siemens bewirbt sich um den lukrativen Auftrag in Dubai, der Wirtschaftsmetropole der Vereinten Arabischen Emirate – zusammen mit dem deutschen Konzern Dywidag und der Bin Laden Group. Das – wohlgemerkt – ist kein Unternehmen des schwarzen Sprosses der Familie, des Terroristen Ussama, sondern ein Baukonzern aus Saudi-Arabien.

Um ihrem Ziel näher zu kommen, reisen Manager der Siemens AG in diesen Tagen im Gefolge von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) durch die arabischen Golfstaaten. Der Andrang von Firmenvertretern für die Reise war enorm, nicht alle kamen mit. Im Gefolge des Kanzlers sind nun 73 Unternehmer unterwegs, um Aufträge aus Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain, Kuwait, Katar, Oman und Jemen zu akquirieren.

Schröders Reise kreist um drei Pole: Kooperation in Sachen Terrorismusbekämpfung, Irak und Iran, Energieversorgung Europas sowie deutsche Wirtschaftsinteressen. Große Aufmerksamkeit genießt dabei die Rüstungskooperation. Die Firma Rheinmetall will 32 Spürpanzer vom Typ Fuchs in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) liefern. Wert des Auftrages: rund 160 Millionen Euro. Außerdem sollen die VAE ein militärisches Kommunikationssystem erhalten. Saudi-Arabien ist am Kauf eines Systems zur Kontrolle der Außengrenzen interessiert. In Bezug auf Jemen geht es um die Lieferung von Patrouillenbooten durch die Bremer Lürssen-Werft. Offizielle Begründung: Unterstützung bei der Abwehr von Terroristen und Piraten.

Eine Reihe von zivilen Projekten steht kurz vor dem Abschluss. Dazu gehört ein Vorvertrag für die Errichtung einer petrochemischen Fabrik in Bahrain durch die Firma Linde AG. Dort soll unter anderem Kunststoff hergestellt werden. In den Emiraten will Siemens einen Vertrag für die Erweiterung eines Kraftwerkes und den Bau einer Meerwasserentsalzungs-Anlage unterschreiben.

Beim Transrapid ist unklar, ob es sich um eine Fata Morgana handelt oder ein realistisches Projekt. Fest steht nur so viel: Die Golfstaaten haben ein Verkehrsproblem und denken über ein Massenverkehrsmittel für die 2.000 Kilometer lange Strecke zwischen Kuwait im Norden und Oman im Süden nach. Andererseits haben Siemens und ThyssenKrupp Interesse, ihren Magnetzug Transrapid nicht nur in China, sondern auch in Arabien schweben zu lassen. Was im Augenblick möglich erscheint, ist allerdings nur dies: die Vereinbarung, eine Machbarkeitsstudie zu erstellen. Das wäre ein erster kleiner Schritt in Richtung Transrapid. Alternativ überlegen die Regierungen der Golfstaaten aber, einfach ein schnödes Schienennetz mit schnellen Zügen zu kaufen. HANNES KOCH