Einzelschicksale für Hertie-Filialen

INSOLVENZ Eine Gesamtlösung für die Hertie-Warenhauskette ist gescheitert. Der endgültige Ausverkauf hat jetzt begonnen, auch die norddeutschen Filialen werden Ende Juli geschlossen – vorerst

„Wir arbeiten jetzt auf Hochtouren, um die Übernahme abzuschließen“

Karen Nielsen, Hansekontor

Eine Gesamtlösung für den Erhalt aller deutschen Hertie Filialen ist gescheitert. Der englische Eigentümer der Hertie-Filialen, die insolvente Dawnay-Day-Gruppe, zeigte bisher wenig Interesse an einer Übernahme. Auch bei Verhandlungen mit 45 Bürgermeistern der betroffenen Filialstandorte in Frankfurt räumte Dawnay-Day einer Gesamtübernahme keine Chance ein.

Skandalös findet das der Hertie-Betriebsrat, da die Immobilienspekulation auf den Rücken der Mitarbeiter ausgetragen werde, sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Bernd Horn. Im Falle einer Gesamtübernahme wären ausstehende Mieten im dreistelligen Millionenbereich an die Engländer fällig gewesen, darum, so glaubt Horn, seien schon vorherige Deals geplatzt.

Diese Nachricht ließ die über 500 norddeutschen Hertie-Mitarbeiter wieder zittern. Doch bei den potenziellen Investoren für den Norden, Kaufhof und Hansekontor, lösten die Mietforderungen keine Empörung aus: Kaufhof zeigte vages Interesse an einzelnen Standorten und auch das Flensburger Unternehmen Hansekontor plant weiterhin neun Filialen der Hertie-Kette zu übernehmen. „Die Medien und Betriebsräte haben ihren Sündenbock in Dawnay-Day gefunden“, sagt Hansekontor Sprecherin Karen Nielsen. Bereits am Dienstag vor einer Woche sei eine Delegation aus Flensburg zu Verhandlungen nach England geflogen. Dort habe man sich auf einen realistischen Mietpreis verständigt. „Wir arbeiten jetzt auf Hochtouren, um die Übernahme abzuschließen“, sagt Nielsen.

Die Schließung der Warenhäuser Ende Juli wird dadurch allerdings nicht verhindert werden können. „Eine gewisse Zeitspanne, wäre auf Grund von geplanten Umbaumaßnahmen ohnehin kein Verkaufsbetrieb möglich gewesen“, sagt Nielsen. Hansekontor lege allerdings großen Wert auf eine Wiedereinstellung der 500 Mitarbeiter. „Das sind erfahrene Fachkräfte, natürlich wollen wir die übernehmen“, versichert Nielsen. JOSEPH VARSCHEN