VORMERKEN
: Bekannt aus Literaturgeschichte und dem Kino: „Die Blechtrommel“ wird fünfzig

Zwanzig Jahre Mauerfall. Sechzig Jahre Bundesrepublik. Siebzig Jahre Zweiter Weltkrieg. 2009 ist schon ein sattes Gedenkjahr der Zäsuren, zu denen sich jetzt auch „Die Blechtrommel“ stellt, mit fünfzig. Vor einem halben Jahrhundert ist der Roman erstmals erschienen, ein Meilenstein der deutschen Nachkriegsliteratur, für den Günter Grass dann nicht zuletzt den Nobelpreis verliehen bekam. Die Geschichte von Oskar Matzerath, der im polnisch-deutschen Danzig der Endzwanzigerjahre beschließt, einfach nicht mehr zu wachsen, und im Körper eines Dreijährigen verharrt. Als „Verrückter“ erlebt er den größten Wahnsinn des Jahrhunderts, die Nazis und den Zweiten Weltkrieg, mit und wirft in seiner Figur die Frage auf, wer denn die eigentlichen Irren sind: der Wachstumsverweigerer mit seiner terrorartig eingesetzten Spielzeugtrommel oder doch die anderen um ihn herum. Mit seinem Oskar hat Grass einen ungewöhnlichen Antihelden geschaffen, dem man seine Trommel manchmal auch am liebsten um die Ohren hauen möchte. Vorbei an der „Blechtrommel“ aber kommt man nicht, auch nicht nach 50 Jahren, und zum Jubiläum liest Grass am morgigen Donnerstag im LCB aus seinem Roman und diskutiert ihn anschließend mit seinem langjährigen Lektor Helmut Frielinghaus und den Übersetzern Breon Mitchel, Per Öhrgaard und Oili Suominen, die den Oskar ins Englische, Dänische und Finnische übertragen haben. LY

■ Literarisches Colloquium Berlin, Am Sandwerder 5, Donnerstag, 2. Juli, 20 Uhr. 6/4 Euro