Am Feiertag geht es auch um das Erdöl

IRAK Pünktlich zum Abzug der US-Soldaten aus den Städten werden wieder Öllizenzen vergeben

BAGDAD rtr/afp | Sechs Jahre nach dem Beginn des Irakkrieges zum Sturz von Saddam Hussein hat der Irak die Souveränität über seine Städte wiedererlangt. Die US-Kampftruppen wurden in Stützpunkte außerhalb der Städte verlegt. Bis Mitternacht am Dienstag sollte der Abzug abgeschlossen sein. Die Regierung rief den Tag zum Nationalen Feiertag der Souveränität aus.

Der Tag sei eine Errungenschaft aller Iraker, sagte Ministerpräsident Nuri al-Maliki in einer Fernsehansprache. „Jene, die denken, die Iraker könnten ihr Land nicht selbst verteidigen, machen einen schweren Fehler“, sagte er. In den Straßen von Bagdad feierten viele Bürger mit Fahrzeugkorsos den Abzug der US-Truppen. Ihre Autos hatten sie mit Fahnen und Blumen geschmückt. Manche haben aber auch die Sorge, dass die Städte nun schutzlos Anschlägen ausgeliefert sind. Am Montag waren vier US-Soldaten aus Bagdad an Kampfverletzungen gestorben. In den letzten Tagen wurden zudem zwei der schwersten Anschläge seit einem Jahr im Irak verübt. Dabei starben 150 Menschen. Derzeit sind noch etwa 130.000 US-Soldaten im Land.

Am „Tag der Souveränität“ wurden gleichzeitig erstmals seit der Verstaatlichung des Energiesektors vor knapp vier Jahrzehnten wieder Öllizenzen an ausländische Konzerne vergeben. Als erste Bewerber setzten sich laut irakischem Ölministerium der britische Erdölriese BP und der chinesische Konkurrent CNPC International durch. Über den Einstieg ausländischer Konzerne will der Irak dringend gebrauchtes Geld für den Wiederaufbau erwirtschaften.

Insgesamt hatte Bagdad Förderlizenzen für sieben Öl- und zwei Gasfelder ausgeschrieben. Nach Regierungsangaben erhalten BP und CNPC Internatio- nal eine Lizenz für das südirakische Ölfeld Rumaila, in dem Reserven von 17,7 Milliarden Barrel Öl vermutet werden. Für die Ölfelder Missane im Süden und Bai Hassan nahe der nordirakischen Stadt Kirkuk sowie für das Gasfeld Mansurijah fanden sich zunächst keine Lizenznehmer. Offenbar konnte sich die Regierung mit dem US-Riesen ConocoPhillips und den chinesischen Ölfirmen CNOOC und Sinopec nicht auf den Preis für die geförderte Ölmenge einigen.