porträt: andreas blühm
: Ein Generalist als Museumsdirektor

Ihn interessiert das Museum als Großbetrieb. Andreas Blühm, der ab 1. Juli neuer Direktor des Wallraf-Richartz-Museums (WRM) werden soll, bezeichnet sich selber als Generalisten: „Alle Aspekte am Museum interessieren mich – von der Garderobe bis zum Ankauf.“ Seit 1993 ist der gebürtige Berliner Leiter des Van Gogh Museums in Amsterdam, wo er erfolgreiche Ausstellungen wie „Van Gogh und Gauguin“ machte und sich ums Sponsoring kümmerte.

Letzteres war wohl ausschlaggebend bei der Findungskommission für seine Berufung nach Köln, wo wegen leerer städtischer Kassen über neue Rechtsformen für Museen nachgedacht wird. So zeigt sich der 45-Jährige überzeugt, dass er am Kölner WRM nur noch eine „Übergangsphase in städtischer Struktur“ erleben wird. In welches Modell aber das Museum überführt werden könnte, dazu will er sich derzeit nicht äußern. Sein großes Lob gilt dem holländischen Stiftungsmodell, wonach der Staat seit 1995 zwar Eigentümer der ehemals 13 Nationalmuseen geblieben ist und die Sammlungen regelmäßig kontrolliert. Die großen Entscheidungen aber, so der promovierte Kunsthistoriker, treffe der Aufsichtsrat der Stiftung. Dass am Van Gogh Museum der Haushalt für jeweils vier Jahre aufgestellt wurde, habe ihm langfristiges Planen ermöglicht und großen Entscheidungsspielraum über Ausstellungen, Ankäufe und Kooperationen mit anderen Museen eingeräumt.

Eine Situation, die nicht auf das WRM in Köln übertragbar ist. Denn erstens sei das Van Gogh Museum mit seinen hohen Besucherzahlen ein „extremer Fall“ in der Museumslandschaft. Allein die Eintritte deckten 70 Prozent des Gesamtetats. Zweitens sei das holländische Modell, bei dem eine Stiftung ohne Kapital gegründet werden könne, nicht auf Deutschland übertragbar.

Ausgehend „von einer ausgezeichneten Sammlung und den vergangenen Ausstellungen“ am WRM will Blühm nun „Akzente in der Sammlung“ zu setzen. Als Ausstellungsmacher interessiere ihn vor allem, „Kunst zu übersetzen für Leute, die keine Kunsthistoriker sind und die Jahrhunderte später leben.“ Über seine Berufung als neuer Direktor muss noch der Rechtsausschuss des Rates der Stadt entscheiden.

ISABEL FANNRICH