Stets in Weiß und voller Hass

Den radikalen Kleriker Abu Bakar Bashir aus Indonesien stört seine Verurteilung als Hassprediger nicht

Nach der Urteilsverkündung wandte sich Abu Bakar Bashir direkt an das Gericht: „Ich akzeptiere diesen Spruch nicht, er ist nicht gerecht. Gott schützt uns vor dem Bösen und seinen Verbündeten. Allah, öffne deren Herzen oder vernichte sie.“ Ansonsten zeigte sich der radikalislamische Geistliche, der schon mehrfach verhaftet worden war, angesichts des Richterspruchs unbeeindruckt: Mit breitem Lächeln hatte der 66-jährige Kleriker gestern das Gerichtsgebäude verlassen.

Gebrechlich wirkt der immer in Weiß gekleidete Bashir mit dem ausgefransten Bart und den dicken Brillengläsern nur nach außen hin: Es war vor allem seine renitente Haltung, die es Ermittlern und Staatsanwälten unmöglich machte, ihn festzunageln: Stets hat Bashir bestritten, Verbindungen zum Terrornetzwerk Jemaah Islamiyah (JI, „Islamische Gemeinschaft“) zu haben oder gar dessen geistlicher Führer zu sein.

Bashir, der insistiert, lediglich ein einfacher Prediger zu sein, wurde 1938 in Ostjava geboren. Er gehörte islamischen Jugendorganisationen an, bevor er 1971 sein eigenes „pesantren“, eine traditionelle Koranschule, gründete. Diese zog zwei Jahre später nach Ngruki in der Nähe von Solo in Zentraljava um. Die Einrichtung wurde immer wieder verdächtigt, eine Kaderschmiede für Indonesiens Islamisten zu sein.

1978 wurde Abu Bakar Bashir wegen Subversion verhaftet: Die Suharto-Diktatur beschuldigte ihn, einen Gottesstaat nach dem islamischen Gesetz (der Scharia) schaffen zu wollen. 1983 wurde Bashir aus der Haft entlassen. Zwei Jahre später floh er ins benachbarte Malaysia, wo er internationale Beziehungen knüpfte. Zu diesem Zeitpunkt wurden auch bereits viele der später führenden Köpfe innerhalb der Jemaah Islamiyah in afghanischen Militärcamps trainiert, rund sieben Jahre bevor sich die Gruppe formell gründete. Die in Brüssel ansässige International Crisis Group, die renommierte politische Analysen erstellt, sprach in diesem Zusammenhang 2003 von der „Institutionalisierung eines Netzwerkes, das längst existierte“.

Erst 1999, ein Jahr nach der Entmachtung des Diktators Suharto, kehrte Bashir nach Indonesien zurück. Im August 2000 gründete er mit Gesinnungsgenossen einen „Rat der indonesischen Gotteskrieger“. Dieser diente als Sammelbecken mutmaßlicher Islamisten, die einen islamischen Gottesstaat propagierten und aus den Reihen der JI bzw. deren Vorläufern stammten. Bezeichnend für Bashir ist, dass er nicht nur leugnete, der mutmaßliche Kopf der JI zu sein. Auch bestritt er prinzipiell jegliche Verbindung zum Terror und verneinte zu wissen, „was die JI eigentlich tut“.

Mit seiner Bewunderung für Ussama Bin Laden hingegen hielt er nie hinter dem Berg: „Dessen Kampf ist der wahre Kampf, der den Islam aufrechterhält, nicht den Terror. Die Terroristen sind Amerika und Israel“, wurde Bashir im Oktober 2002 zitiert. NICOLA GLASS