Kutschma erwartet Verhör

KIEW afp ■ Der frühere ukrainische Präsident Leonid Kutschma muss sich nach seiner vorzeitigen Rückkehr aus dem Urlaub auf eine baldige Vernehmung in der Affäre um den Mord an dem Journalisten Georgi Gongadse einstellen. Kutschma hatte seinen Urlaub wegen des Todes des früheren Innenministers Juri Krawtschenko abgebrochen. Krawtschenko, der Freitag tot aufgefunden wurde, soll nach offiziellen Angaben Selbstmord begangen haben. Er hätte in der „Affäre Gongadse“ aussagen sollen, weil er in den Mord verwickelt gewesen sein soll. Obwohl die Staatsanwaltschaft eine Vernehmung Kutschmas noch nicht offiziell ankündigte, rechneten Beobachter damit, dass er in der Affäre vernommen wird. Die damalige Opposition, die jetzt an der Regierung ist, wirft Kutschma vor, den Mord an Gongadse in Auftrag gegeben zu haben. Der frühere Staatschef erklärte, er habe ein reines Gewissen, rechne bei seiner Rückkehr aber mit einer Vorladung der Staatsanwaltschaft. Ex-Staatssicherheitsoffizier Mikola Melnischenko, früherer Leibwächter Kutschmas, belastete den Ex-Staatschef in der Affäre schwer: Er schmuggelte Tonbänder außer Landes, auf denen ein Gespräch zwischen Kutschma und Krawtschenko aufgezeichnet sein soll. Darin gab der damalige Präsident angeblich die Anweisung, den unliebsamen Journalisten zu beseitigen. Zudem äußerte Melnischenko Zweifel an den offiziellen Angaben zu Krawtschenkos Tod: „Es gibt Gründe, anzunehmen, dass es kein einfacher Selbstmord war.“

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