Onkel KT hat Spaß

Wie Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg Märchen erzählt. Ein Ortstermin

Es ist schön, wenn schon den kleinsten Bürgern gesellschaftliche Realitäten nähergebracht werden: „Politiker erzählen Märchen“ – und die Politik ist ein Showgeschäft. Die erste Weisheit ist Titel einer Veranstaltungsreihe des Deutschen Zentrums für Märchenkultur, bei der gestern Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg Berliner Kindern „Hans im Glück“ vorlas – und die zweite Weisheit belegte, indem er den Entertainer gab.

Gut 50 Kinder aus Lichtenberg und Treptow saßen da auf Kissen im Max Liebermann Haus am Brandenburger Tor, und drum herum standen fast genauso viele Fotografen und Kameras, die Guttenberg und den Grundschülern beim „gemeinsamen Wertschöpfungsprozess“ zusehen wollten, den die Pressemitteilung versprochen hatte. Der kam später, Guttenberg aber pünktlich, mit einer Stunde Zeit und Pinguinkrawatte, passend zum Wetter, klar. Ob er die ablegen dürfe, fragt der Minister und legte sie einem Jungen in der ersten Reihe um. Da blieb sie, vorerst.

Dann wurde es grundsätzlich. Wie heißt der Minister denn nun? „Sylvester!“, ruft ein Mädchen, na ja, auch. Karl-Theodor, und wer ihn besonders mag, darf ‚KT‘ sagen, „damit du nicht ‚Maria Sylvester‘ sagen musst“, sagt der Minister zum Mädchen. Dann liest er „Hans im Glück“, keucht, wiehert, muht, seufzt, spricht Bayrisch, Fränkisch, Sächsisch, ruft, singt, stellt sich schlafend und leidend. Lesen kann er – und Onkel sein auch.

Was ist die Moral von der Geschicht’? Was zählt, sind die Freiheit und die Familie. Wann sind Sommerferien? Bald. „So, jetzt habe ich euch so wahnsinnig dumme Fragen gestellt, jetzt könnt ihr mir clevere Fragen stellen“, sagt Guttenberg. Und los geht der Beschuss: Wie sind Sie Wirtschaftsminister geworden? Das fragen sich heute noch einige. Wer ist Ihre Chefin? Frau Merkel und die Frau zu Hause. Lieblingsmärchen? Bremer Stadtmusikanten. Lieblingsfigur? Zwerg Nase. Lieblingsessen? Bratwurst. Außerdem mag Guttenberg stilles Wasser, Hard Rock und Skifahren, er hat zwei Töchter und zwei Hunde, und als er aufhörte, Fußball zu spielen, ist sein Verein aufgestiegen. So viel zum Minister, jetzt zu den Werten.

Macht der Ministerjob Spaß? Jetzt gerade ja, aber sonst macht er Freude. Das ist ein Unterschied, denn sonst hätte man Spaß an den Nöten derer, die Hilfe suchen, sagt Guttenberg. Und Politik muss schwer sein, damit man es mit der Verantwortung nicht zu leicht nimmt. Reich ist man im Herzen und nicht, wenn man in einem Schloss wohnt, das eh nur ein großer Kasten ist, in dem dauernd ein Ziegel runter- oder eine Mauer umfällt. Außerdem wohnt da sein Vater und er daneben. So. Und die Krawatte?

Also, da ist der Opa der zehnjährigen Maja, der in zwei Tagen Geburtstag hat und der Pinguine so mag … „Gut, dann sag deinem Opa Glückwünsche von mir und nimm sie mit.“ Die anderen Kinder kriegen noch Autogrammkarten; auf denen, sagt Guttenberg, guckt ihnen ein „unglaublich grimmiger Mensch mit Krawatte“ entgegen. Auf Augenhöhe. DANIELA ZINSER