Hyänen mögen Fernwärme

In Gelsenkirchen entsteht zur Zeit ein neuer Zoo. In der Zoom-Erlebniswelt soll 2008 die Tierwelt des ganzen Planeten zu sehen sein. Doch die vielen Wildtiere dafür zu bekommen, ist gar nicht so einfach

AUS GELSENKIRCHEN TJITSKE YPMA

Löwen wärmen sich auf der Fußbodenheizung, Giraffen laufen im Schnee, selbst Eisbärin Antonia hat kalte Füße und bleibt im Bärenhaus. Im Ruhr Zoo Gelsenkirchen ist Winter. Doch geschäftig wird gebaut am neuen Zoo. In der „Zoom Erlebniswelt“ soll 2008 die ganze Welt in einem Park zu sehen sein. Doch die Umsetzung ist nicht nur meteorologisch kompliziert.

Im deutschen Winter wird auch „Afrika“ weiß wie die „Antarktis“. Umgekehrt wird es im Sommer in der Kunst-Antarktis heiß wie in „Asien“. Bei der Tierwelt ist das einfacher: Wildtiere sehen afrikanisch oder antarktisch aus. Dabei sind sie zumeist genauso europäisch wie das Gelsenkirchener Wetter: Aufgezogen wurden sie in Tiergärten in Deutschland, Spanien oder Schweden. Fachgeschäfte organisieren den Handel mit den Wildtieren aus Zoos. Sie wissen, wo es zu viele Löwen gibt und wo die Tierparks Schimpansen kaufen kann.

Kaufen können aber nur Tiergärten, die nicht zum europäischen Zoo-Verein EASA gehören. Vereinsmitglieder dürfen keine Tiere erwerben, nur Tausch und Schenkungen sind erlaubt. Mit diesen Regeln sollen wild lebende Tiere nicht in Gefahr gebracht werden: Wenn die Geld bringen könnten, werden sie vielleicht wieder gefangen.

Einige Tierarten wie Eisbären, Hyänen oder Elche lassen sich nur schwer in Gefangenschaft züchten. So werden die Hyänen auf einer Wildlife-Farm in Tansania gezüchtet. Die Rentiere kommen von einer Farm in Lappland. Eisbären und Nashörner werden noch gesucht.

Vor allem bemüht sich Zoom Erlebniswelt um drei neue Eisbären. Zwei Weibchen und ein Männchen, vielleicht bekommen sie auch einmal Junge. Weil die Tiere so beliebt sind, sich aber schwierig züchten lassen, sind die Preise sehr hoch – in Japan wird derzeit ein männlicher Eisbär für 60.000 Euro angeboten. Da Gelsenkirchen aber Mitglied der EASA ist, darf der Zoo keine Tiere kaufen. Doch wenn es kein Angebot von den Vereins-Mitgliedern gibt (etwa im Fall der Hyänen), wird sich über die strengen Vorschriften schon einmal hinweg gesetzt.

Es ist nicht nur schwierig Tiere zu bekommen. Auch Tiere abzugeben kann ein Problem werden. Wer hat schon einen Stall für einen Elefanten? So braucht der bisherige asiatische Elefant aus dem Ruhr-Zoo ein neues Heim, weil sein Heimatland „Asien“ erst mal geschlossen wird. Die Zoom-Abteilung „Asien“ soll erst in 2007 in der Erlebniswelt eröffnet werden. Ohnehin will der neue Zoo auf Elefanten verzichten, ihre Haltung ist zu teuer. Zudem wurde die Gelsenkirchener Elefantenkuh früher in einem Zirkus geprügelt, und ist deshalb schwierig zu betreuen. Ein einzelner Dickhäuter ist außerdem schwieriger, weil es mit einer neuen Gruppe Probleme geben kann. Immerhin hat sich nun ein Zoo in Bulgarien bereit gefunden, den Ruhr-Elefanten aufzunehmen.

Nicht nur neue Tiere müssen sich an die neue Heimat gewöhnen, auch Altbewohner müssen umziehen. So wohnen die Schimpansen immer noch in einem Affenhaus aus den 1940-er Jahren; hinter Gittern und einem kleinen Außengehege. Zoom-Mitarbeiterin Sabine Haas erwartet für sie den größten Fortschritt in dem neuen, offenen Affen-Areal. „Es sind intelligente Tiere. Wie sie reagieren weiß ich nicht, denn sie haben richtige Persönlichkeiten. Einige werden Angst haben, andere werden gleich rausgehen“, glaubt die Biologin.

Mit weniger intelligenten Tiere, wie den Waschbären, wird es wohl schneller gehen, meint Haas: „Sie haben keine Angst und sind neugierig.“

Auch die afrikanischen Hyänen scheinen ihre neue Gegend schnell zu mögen. Sie liegen zufrieden auf dem warmen Boden. Hinter ihnen und einem Wassergraben werden sie bald ihre Beutetiere sehen: Zebras, Antilopen und Vögel. Bisher scheint für das Hyänenrudel die Fußbodenheizung genug Afrika zu sein. Aber wenn die Beutetiere kommen, werden sie sich dann keine richtige afrikanische Mahlzeit wünschen? So breit ist das Wasser nicht.

Die „Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen“ eröffnet 2006 „Alaska“ und 2008 „Afrika“ und „Asien“. Infos: 0209-95450 oder www.zoom-erlebniswelt.de