Gluten-Unverträglichkeit hat sich verfünffacht

NAHRUNGSMITTEL Chronische Krankheit führt zu Eisenmangel, Schlaflosigkeit und Depressionen

FRANKFURT/MAIN ap/taz | Die Glutenunverträglichkeit „Zöliakie“ hat sich binnen der letzten 50 Jahre nahezu verfünffacht. Das hat der Mediziner Joseph Murray von den Mayo-Kliniken im US-Staat Minnesota herausgefunden. Gluten ist ein Klebereiweiß, das vielen Nahrungsmitteln beigemischt wird, ohne dass wir es merken. Aufgefallen sein dürfte es den meisten Menschen allenfalls, weil auf manchen Nahrungsmitteln „Gluten-frei“ steht. Menschen mit einer Gluten-Unverträglichkeit müssen mit einer Entzündung der Dünndarmschleimhaut rechnen, in deren Folge der Körper nicht genügend Nährstoffe aufnehmen kann und Mangelerscheinungen auftreten können. Klassisches Symptom für Zöliakie ist Durchfall; aber auch Eisenmangel, Schlaflosigkeit oder Depressionen werden als Krankheitsfolge beobachtet. Bei Kindern kann es zu Gewichtsverlust, Wachstumsstillstand und Entwicklungsverzögerungen kommen.

Das Forscherteam um Murray untersuchte zunächst Blut, das um 1950 den Beschäftigten einer Militärbasis in Wyoming entnommen wurde, auf einen Antikörper gegen Gluten. Zum Vergleich analysierte er kürzlich entnommene Blutproben von Menschen, die ähnlich alt waren wie die damaligen Personen bei der Blutentnahme. Bei den heutigen Teilnehmern war die Erkrankung 4,5-mal häufiger, wie Murray im Fachblatt Gastroenterology schreibt. „Zöliakie ist immer noch ungewöhnlich, aber nicht mehr selten“, sagt der Forscher. „Etwas hat sich in unserer Umwelt verändert, das die Krankheit häufiger macht.“

Diagnostiziert wird chronische Zöliakie per Blutuntersuchung und Dünndarmbiopsie. Wer an ihr leidet, muss lebenslang auf Gluten in Speisen und Getränken verzichten.