„Sinn Féin muss die IRA auflösen“

Für Tommy McKearney, ehemaliger IRA-Kämpfer, sind die Tage der nordirischen Untergrundorganisation gezählt

taz: Herr McKearney, hat die IRA wirklich den Bankraub begangen, der Sinn Féin jetzt Schwierigkeiten macht?

Tommy McKearney: Es scheint festzustehen, dass es zumindest eine Verbindung gibt. Die Sinn-Féin-Führung hatte sehr viel Arbeit in die Friedensverhandlungen investiert. Am Ende willigte sie ein, die Waffen vor unabhängigen Zeugen auszumustern. Dadurch büßte sie bei der IRA-Basis an Autorität ein, und einige sagten sich offenbar: Zur Hölle mit den Sinn-Féin-Politikern. Ich glaube nicht, dass Gerry Adams und die Parteiführung davon vorher wussten.

Der Mord an McCartney löste zum ersten Mal in einer IRA-Hochburg eine Anti-IRA-Demonstration aus. Was bedeutet das für IRA und Sinn Féin?

Dieser Mord hat IRA und Sinn Féin mehr Schaden zugefügt als alles andere, was in den letzten Jahren passiert ist. Es gibt dafür keine Entschuldigung. Es liegt wieder daran, dass die Sinn-Féin-Führung nicht in der Lage ist, eine konsequente Entscheidung zu treffen. Man kann nicht einen militärischen Apparat aufrecht erhalten und gleichzeitig parlamentarische Politik betreiben.

Was raten Sie Sinn Féin?

Ich befürworte die Politik der Straße, aber darauf lässt sich Sinn Féin nicht ein. So hat die Partei keine andere Wahl, als sich auf den parlamentarischen Weg zu konzentrieren und die IRA aufzulösen. Sie sollte es jetzt tun, und die Entscheidung nicht aufschieben, denn sie ist unausweichlich.

INTERVIEW: RASO