Sparen bei Frauen

Stadt will bei Frauenförderung sparen. Dabei gibt es viel zu tun: Nur wenige Frauen schaffen es bis zur Amtsleiterin

KÖLN taz ■ Bei der Stadt Köln hat die Frauenförderung derzeit offenbar keinen hohen Stellenwert. Die Verwaltungsspitze hat in ihrer „Giftliste“ für den Haushalt 2005/2006 vorgeschlagen zu prüfen, ob man nicht beim Amt für Gleichstellung von Frauen und Männern ein paar Stellen einsparen könnte. „Da gibt es gar nichts zu prüfen“, empört sich die städtische Gleichstellungsbeauftragte, Christine Kronenberg, gegenüber der taz. Die Aufgaben ihres Amtes seien alle gesetzlich vorgegeben. Außerdem sei ihr Bereich schon 2003 um 40 Prozent gekürzt worden.

Auch für die frauenpolitische Sprecherin der Kölner Grünen, Karin Schmidt, ist der Beschluss ein „Signal in die falsche Richtung“. Gerade die öffentliche Hand habe die Verpflichtung, die Förderung von Frauen im Berufsleben voranzubringen – etwa durch einen Frauenförderplan (FFP) für die Angestellten der Stadtverwaltung. Hier habe die Stadt eine wichtige Vorbildfunktion, so Schmidt.

In Sachen FFP hat Kronenberg auch durchaus Erfolge zu vermelden. So hat sich die Stadt mit dem zweiten Frauenförderplan 2004-2006 verpflichtet, den Frauenanteil in Führungspositionen bei der Stadt bis 2006 um fünf Prozent zu erhöhen. „Im Vergleich mit anderen Städten und der Privatwirtschaft ist das schon viel“, sagt Kronenberg. Und bitter nötig: Bislang sind Frauen in städtischen Führungsposten deutlich unterrepräsentiert. Obwohl der Frauenanteil bei allen Beschäftigten rund 61 Prozent beträgt, stellen Frauen bislang nur vier Amtsleiterinnen (Männer: 43) und neun Stellvertreterinnen (Männer: 34). Außerdem haben die Mitarbeiter Kronenbergs in ihrem Bericht für 2001-2003 festgehalten, dass „im gehobenen Dienst fast doppelt so viele Männer wie Frauen befördert werden“.

Dies liegt laut Kronenberg vor allem daran, dass die Auswahlgremien für Personalentscheidungen überwiegend mit Männern besetzt sind. Und die wählten dann wiederum meistens Männer aus, so Kronenberg. Im Landesgleichstellungsgesetz sei daher festgelegt worden, dass städtische Gremien grundsätzlich paritätisch besetzt werden „sollen“, erklärt sie.

Dieses „Soll“ kann Kronenberg allerdings nicht erzwingen: Sie kann ihre Kollegen letztlich nur „bitten“, ein städtisches Gremium paritätisch zu besetzen. Etwas mehr echte Mitsprache hat Kronenberg bei Personalentscheidungen: Hier kann sie Widerspruch einlegen, wenn Frauen nicht angemessen berücksichtigt wurden. 21 Mal hat sie das laut Jahresbilanz 2004 gemacht, und war damit 11 Mal erfolgreich. Das letzte Wort hat in Streitfällen allerdings auch hier ein Mann: der Oberbürgermeister. SUSANNE GANNOTT