Werkschau Günther Uecker: „Jetzt! Fallen lassen!“

Es war ein erschütterndes Erlebnis am Mittwoch letzter Woche, die Installation von Günther Ueckers Arbeit „Fall“ im Martin-Gropius-Bau zu beobachten. Zum sechsten Mal seit 1988 realisierte der Künstler den Sturz eines von ihm entstellten Konzertflügels zur Erinnerung an das Novemberpogrom von 1938: Auf zwölf kreisförmig ausgelegten Kieselsteinen, stellvertretend für die zwölf jüdischen Stämme, wurde eine 4 mm starke Glasplatte positioniert. Anschließend schoben Uecker und vier Helfer unter größter Vorsicht den zweibeinigen Flügel darüber. „Jetzt! Fallen lassen!“ Dem Aufruf folgte ein ohrenbetäubender Knall. Mit dem Instrument kippte die charmant vorgetragene Inszenierung in eine erschreckende, körperliche Vorstellung von Gewalt, Zerstörung und Schmerz. Der frühere Direktor der Neuen Nationalgalerie Berlin, Dieter Honisch, charakterisierte die Werke Ueckers einmal als „Relikte einer Handlung“. Weitere Aktions-, Erfahrungs- und Arbeitsspuren des renommierten deutschen Künstlers, der heuer seinen 75. Geburtstag feiert, sind ab dem 11. März in einer Werkschau im Martin-Gropius-Bau, der Neuen Nationalgalerie und dem Neuen Berliner Kunstverein zu sehen. GLORIA ZEIN FOTO: CHRISTIAN JUNGEBLODT