Volkswagen fährt weiter auf Schlingerkurs

Nach dem schwachen Ergebnis 2004 ist auch der Start ins Jahr 2005 daneben gegangen. Der von DaimlerChrysler geholte Sanierer Wolfgang Bernhard muss nun schneller ran als geplant. Das Sparprogramm wird verschärft

HANNOVER taz ■ Volkswagen-Chef Bernd Pischetsrieder, der im letzten Jahr 2,63 Millionen Euro Gehalt bezogen hat, will den Sparkurs bei Europas größtem Autobauer noch einmal verschärfen. Der Vorstandsvorsitzende präsentierte gestern in Wolfsburg den Geschäftsbericht 2004 – darin werden erstmals die Jahresgehälter der VW-Vorstandsmitglieder einzeln aufgeschlüsselt. Daneben enthält er wenig erfreuliche Zahlen für das gesamte Unternehmen: 2004 sank der operative Gewinn trotz massiver Einsparungen um 12 Prozent auf 1,62 Milliarden Euro.

Während die Markengruppe Audi, zu der auch Seat und Lamborghini gehören, 1,2 Milliarden Euro Gewinn machte, rutschte ausgerechnet die Kernmarke Volkswagen, unter die auch Skoda, Bentley und Bugatti fallen, tief in die roten Zahlen. Nachdem sie 2003 noch fast eine halbe Milliarde Euro erwirtschaftet hatte, schrieb sie 2004 ein Minus von 44 Millionen Euro.

Ein Bündel Maßnahmen soll nun die Wende zum Besseren bringen. So plant Pischetsrieder für das im vergangenen Jahr gestartete Sparprogramm „ForMotion“ nun Einsparungen von 3,1 Milliarden Euro ein – 1,5 Milliarden mehr als 2004. Erreicht werden soll das, indem die Komponenten in verschiedenen Modellreihen vereinheitlicht und so Entwicklungs- und Produktionskosten reduziert werden. Neue Modelle, darunter der gerade präsentierte neue Passat, der Audi A6 Avant, der Kleinwagen Fox, der Golf Plus und weitere 16 neue Fahrzeuge, sollen die schleppende Nachfrage endlich wieder ankurbeln.

Damit das auch gelingt, wird der als Sanierer bekannte ehemalige DaimlerChrysler-Manager Wolfgang Bernhard früher als erwartet die Leitung des Sorgenkindes übernehmen, er soll die VW-Markengruppe schon 2005 wieder in die Gewinnzone führen. Der 44-Jährige gehört seit Anfang Februar dem VW-Konzernvorstand an. Bislang war sein Start im neuen Job für Anfang 2006 geplant gewesen.

Optimal sind die Aussichten nicht: Das gesamte Automobilunternehmen ist auch 2005 wieder schwach gestartet. Bis Ende Februar lieferte Volkswagen nur 687.000 Fahrzeuge aus, ein halbes Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Ursache waren erneut Absatzprobleme in China, dem mittlerweile wichtigsten Auslandsmarkt von VW. Allein dort setzte das Unternehmen im Januar und Februar 33.000 Autos weniger ab als ein Jahr zuvor.

Das gesamte erste Quartal werde nicht befriedigend ausfallen, sagte Pischetsrieder denn auch. Das habe man aber auch so erwartet. Insgesamt aber werde die Volkswagen AG ihr operatives Ergebnis 2005 jedoch gegenüber 2004 verbessern. Wie sehr, hänge jedoch „von heute nicht prognostizierbaren externen Umständen ab“. Allerdings habe man bei den Faktoren Stahlpreis und Dollarkurs in diesem Jahr besser vorgesorgt: Stahl sei in den benötigten Mengen geordert, die Währungsrisiken seien immerhin zu 70 Prozent abgesichert. JÜRGEN VOGES