US-Militär schikanierte Folterzeugen

US-Unteroffizier im Irak wurde von Vorgesetzten zum Psychiater und dann nach Hause geschickt. Neues Foltervideo. Aufgabe von Abu-Ghraib-Knast erwogen

WASHINGTON/BAGDAD afp/ap ■ Ein Unteroffizier der US-Spionageabwehr im Irak, der die Misshandlung irakischer Gefangener meldete, ist von seinen Vorgesetzten zu einer psychiatrischen Untersuchung gezwungen und zurück in die USA geschickt worden. Das geht aus am Montag in Washington veröffentlichten Dokumenten zu internen Ermittlungen des US-Militärs hervor.

Demnach berichtete der Unteroffizier im April 2003 über die Folter irakischer Gefangener durch seine Kameraden. Die Führung seiner Einheit forderte ihn auf, seine Anschuldigungen zurückzunehmen, andernfalls müsse er sich einer psychiatrischen Untersuchung unterziehen. Der Soldat kam der Aufforderung nicht nach. Die Psychiaterin des Bataillons sagte den Dokumenten zufolge aus, man habe Druck auf sie ausgeübt, damit sie den Unteroffizier in die USA zurückschicke, obwohl er psychisch gesund gewesen sei.

Unterdessen hat ein neues Video weitere Fälle von verachtendem und gewaltsamem Verhalten von US-Soldaten gegenüber Gefangenen im Irak zutage gebracht. Die Zeitung The Palm Beach Post veröffentlichte am Montag auf ihrer Website das Video, das unter anderem einen verwundeten Iraker zeigt, der von einem US-Soldaten getreten wird. Das US-Pentagon hatte erklärt, es habe gegen die an dem Video beteiligten Soldaten keine Anklagen erhoben, da sie „kein kriminelles Verhalten“ an den Tag gelegt hätten.

Nach häufigen Angriffen Aufständischer auf das durch den Folterskandal bekannt gewordene Abu-Ghraib-Gefängnis bei Bagdad erwägt das US-Militär die Verlegung von Häftlingen an einen anderen Ort. Das Gebäude könnte dann zur Inhaftierung gewöhnlicher Krimineller genutzt werden, so Oberstleutnant Barry Johnson gestern.